23.02.2005
Invesco: Euro-Dollar: Warum ist die Volatilität so niedrig?
Köln, den 23.02.2005 (Investmentfonds.de) - Der Euro-Dollar-Wechselkurs
erlebte in den letzten Monaten wahre Achterbahnfahrten. Kaum hatte er das
sommerliche bis spätsommerliche Seitwärtsband verlassen, schoss er innerhalb
von rund zweieinhalb Monaten von Werten um 1,2450 auf 1,3666, eine Steigerung
von fast 10%. In der ersten Januarwoche folgte dann der größte Kursverlust
der europäischen Gemeinschaftswährung innerhalb einer Woche (-3,7%). Dieser
Rückgang des Wechselkurses hat sich mittlerweile auf stattliche 6,6%
ausgewachsen. Angesichts dieser Achterbahnfahrt des Euro sollte man annehmen,
dass die implizite Volatilität, die am Optionsmarkt gehandelt wird, hoch sei.
Die Lehrbuch-Theorie besagt nämlich, dass die implizite Volatilität der
erwarteten realisierten Volatilität entsprechen sollte – ansonsten entstünden
Arbitrage-Möglichkeiten. Die implizite Volatilität für Laufzeiten ab einem
Monat sinkt seit Jahresanfang kontinuierlich. Bedeutet das, dass wir für die
nächsten Monate tatsächlich keine größeren Wechselkursbewegungen erwarten
dürfen? Ist das Ende der großen Bewegungen im Euro-Dollar-Wechselkurs
gekommen?
Wir haben unsere Zweifel. Wir halten die Volatilität für fundamental
unterbewertet. Zwei Gründe sprechen dafür: 1. Die Risikoaversion sinkt Die
allgemeine Bereitschaft, Risiken in Finanzmärkten aufzunehmen, nimmt in letzter
Zeit kontinuierlich zu. Wir machen das an einer Reihe von Faktoren fest: Die
Swapspreads verharren auf niedrigen Niveaus, der Goldpreis sinkt, der Schweizer
Franken tendiert schwächer, und die Zinsabstände von Emerging-Markets-Anleihen
sind nahe an historischen Tiefständen. Diese Einstellung drückt die impliziten
Volatilitäten. Denn diese können als Versicherungsprämie auf Wechselkursrisiken
verstanden werden. Und in der gegenwärtigen Stimmungslage scheint kaum jemand
Interesse daran zu haben, Risiken zu versichern. Die mangelnde Nachfrage drückt
den Preis. Diese Stimmungslage könnte sich als labil erweisen. 2. Barriers
drücken auf den Plain-Vanilla-Markt Der Trend im FX-Optionsmarkt in den letzten
Monaten ging dahin, statische Optionsstrategien mittels Knock-Outs zu verbilligen.
Die Anbieter dieser Optionsstrategien müssen ihrerseits diese Geschäfte dynamisch
absichern, was in aller Regel dazu führt, dass sie Volatilität verkaufen. Das
drückt das Volatilitätsniveau.
Fazit Teilweise ist der Effekt der niedrigen Volatilität auf markt-
technische Sondereffekte zurückzuführen, teilweise auf außergewöhnlich
niedrige Risikoaversion. Beides dürfte auf mittlere Sicht korrigieren.
Wir erwarten daher steigende Volatilitäten am Euro-Dollar-Options-markt.
Quelle: Investmentfonds.de