13.05.2005
Merrill Lynch IM: Osteuropa vor Neubewertung
Köln, den 13.05.2005 (Investmentfonds.de) - Merrill Lynch Investment Managers
(MLIM) erkennt weiterhin äußerst attraktive Anlagemöglichkeiten in Zentral-
und Osteuropa. „Die aufstrebenden Länder dieser Region bieten Anlegern hervor-
ragende Möglichkeiten zur Diversifikation und den Zugang zu hohen Wachstums-
raten.“, sagt Plamen Monovski, Co-Fondsmanager des „MLIIF Emerging Europe Fund“
im aktuellen Bericht. „Trotz der kurzfristigen Volatilität dieser Märkte gehen
wir davon aus, dass sich in der gesamten Region ein noch mehrere Jahre an-
dauernder Neubewertungsprozess vollzieht.” Aktuelle Bewertungen, so Monovski
weiter, zeigen, dass noch Potenzial vorhanden ist: Während das Kurs-Gewinn-
Verhältnis (KGV) in Westeuropa derzeit bei rund 15 liegt, weisen Ungarn und
Polen ein KGV von etwa zwölf auf. Noch günstiger sind Aktien in Russland
(KGV 7,5) und der Türkei (KGV 11,5).
Unterschiede zwischen den aufstrebenden Ländern Osteuropas sind anhand der
verschiedenen Phasen der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung zu sehen.
„So sind etwa Tschechien, Ungarn und Polen bereits EU-Mitglieder und bereiten
sich auf die Währungsunion vor, während die Türkei und Russland noch nicht so
weit entwickelt sind oder auf den EU-Beitritt warten müssen“, erklärt Monovski.
„Auch dort rechnen wir aber mit einer anhaltenden Verbesserung der wirtschaft-
lichen Leistungsfähigkeit.“ Drei Faktoren dominieren die Entwicklung:
Konvergenz-Effekte bei der Annäherung an den Westen stimulieren die EU-
Beitrittsländer, der hohe Ölpreis stabilisiert die Staatseinnahmen in Russland,
und die anhaltenden Reformen sowie demographische Entwicklungen lassen in der
Türkei hohe Wachstumsraten erwarten.
Die Konvergenz-Effekte zeigen sich beispielhaft bei neuen EU-Mitgliedern wie Polen,
Ungarn und Tschechien, die dank günstiger, aber hochqualifizierter Arbeitskräfte
jährliche Produktivitätssteigerungen von rund zehn Prozent erreichen. Pro Kopf
empfingen diese Länder in den letzten zehn Jahren die meisten ausländischen Direkt-
investitionen. Ihre Währungen stabilisieren sich, die Einkommen steigen, und die
Wachstumsraten liegen deutlich höher als in Westeuropa. Bevor diese Länder aber
der EU-Währungsunion beitreten können, müssen sie zunächst die Kriterien des
Maastricht-Vertrages hinsichtlich Inflationsrate und Haushaltsdefizit erfüllen.
Die Beispiele von Spanien, Portugal und Griechenland zeigen, dass in EU-Beitritts-
ländern die Phase kurz vor dem Beitritt zur Europäischen Währungsunion die größten
Kursgewinne an den Aktienmärkten mit sich bringen kann.
In Russland ist damit zu rechnen, dass im Jahr 2005 zum sechsten Mal in Folge dank
des hohen Ölpreises deutliche Überschüsse im Haushalt und der Leistungsbilanz ausge-
wiesen werden können. Während der zweiten Amtsperiode von Präsident Wladimir Putin
schwächte sich der politische Reformprozess zwar ab, dennoch werden Bemühungen
fortgesetzt, die Abhängigkeit des Landes vom Energiesektor mittelfristig abzubauen.
Wenn die russische Regierung Investoren aus energiefernen Branchen anlocken will,
muss sie jedoch ein geschäftsfreundliches Klima schaffen und aufrechterhalten. Nach
Einschätzung von MLIM wird der Ölpreis hoch bleiben. Somit steht das solide Wachstum
des russischen Bruttosozialproduktes weiter auf festem Boden.
Die Türkei hofft, bis zum Jahr 2015 der EU beizutreten. Dieses Ziel und die Auflagen
des Internationalen Währungsfonds unterstützen den gegenwärtigen Rückgang der
Inflation und den politischen Reformprozess, womit das Land am Bosporus mittelfristig
zu einem attraktiven Ziel für Investoren wird. Anders als die Staaten Westeuropas
verfügt die Türkei zudem über eine stark wachsende Zahl von jungen Arbeitskräften.
Im Jahr 2000 waren mehr als 60 Prozent der Türken jünger als 25 Jahre alt. Unter
günstigen Rahmenbedingungen kann die türkische Wirtschaft, laut der MLIM-Experten,
um mehr als sechs Prozent jährlich wachsen.
FAZIT
„Der Konvergenzprozess in den aufstrebenden Ländern Europas hat einmalige Möglich-
keiten zur Steigerung des Wohlstandes hervorgebracht“, sagt Alain Bourrier, Co-
Fondsmanager des „MLIIF Emerging Europe Fund“. „Nicht nur bei den jüngsten Neumit-
gliedern wie Polen, Ungarn und Tschechien, sondern auch in Kandidatenländern wie
der Türkei, die sich im Falle eines EU-Beitritts noch besser entwickeln werden. Vor
allem der Bankensektor dürfte von den auf westeuropäisches Niveau fallenden Zinsen
kurzfristig am meisten profitieren, zumal osteuropäische Banken inzwischen dank der
anziehenden Nachfrage im Kredit- und Hypothekengeschäft stark verbesserte Wachstums-
aussichten aufweisen können.“
Quelle: Investmentfonds.de