22.02.2006
Pioneer: Europa: Moderates Wachstum mit Aussicht auf mehr
Köln, den 22.02.2006 (Investmentfonds.de) -
Zurückhaltendes Wachstum, aber positive Signale
Die Wirtschaft im Euroraum wird 2006 wahrscheinlich nur moderat wachsen, aber
es gibt Grund für Optimismus. Das Bruttoinlandsprodukt der großen Euroländer Deutschland
und Frankreich überraschte im dritten Quartal 2005 positiv: Die Exportnachfrage war
groß, und – im Falle Frankreichs – der private Konsum nahm zu. Die Wirtschaft der
Eurozone insgesamt wuchs im dritten Quartal 2005 um 1,6% im Jahresvergleich. Im zweiten Quartal 2005 betrug die Zunahme 1,2%. Bessere Ergebnisse in Geschäftsumfragen und in
Einkaufsmanager-Indizes lassen aber mehr erwarten, vor allem in Deutschland. Im November
stieg zum Beispiel der ZEW-Index für Konjunkturerwartungen in Deutschland so stark an
wie zuletzt vor 12 Jahren. Das gute Ergebnis stützt sich auf steigende Investitions-
ausgaben, eine solide Exportnachfrage und nachlassende politische Unsicherheit.
Deutschland bleibt der maßgebliche Faktor des Wirtschaftswachstums im Euroraum, und
ein Konjunkturaufschwung hier ist positiv für die ganze Region. Darüber hinaus: Die
Unternehmen in Deutschland und Europa sind in Topform. Viele profitieren vom weltweiten
Wirtschaftswachstum und können auf gesunde Bilanzen und einen hohen Cashflow verweisen
– eine Frucht der Umstrukturierungen der vergangenen Jahre.
Einseitige Erholung
Im Gegensatz zum Unternehmenssektor bleibt die Verbrauchernachfrage verhalten, das gilt
wahrscheinlich auch für das Jahr 2006. Die Gründe: hohe Arbeitslosigkeit und eine
voraussichtlich strengere Geldpolitik. Die guten Exportbedingungen helfen zwar der
wirtschaftlichen Erholung Europas, aber kaum der Binnennachfrage. Die Weltwirtschaft
wächst solide und nimmt die wachsenden Mengen europäischer Exporte auf. Dazu hat auch
der Rückgang des Euro gegenüber dem US-Dollar beigetragen. Für 2006 erwarten wir wieder
einen etwas stärkeren Euro, weil die US-Leitzinsen in diesem Zyklus wahrscheinlich
kaum noch erhöht werden und Investoren wieder die Defizite der USA in Handelsbilanz
und Budget vor Augen haben werden. Die zu erwartende Aufwertung des Euro wird aber
nicht so heftig ausfallen, dass sie den Export gefährden könnte.
Kaum Inflationsdruck
Die Inflation im Euroraum sollte 2006 nicht allzu sehr drücken. Hohe Energiepreise haben
die Inflationsrate zwar im Jahr 2005 über 2,0% befördert, also über die Marke, die die
Europäische Zentralbank (EZB) für angemessen hält, aber die Kerninflation (ohne Energie
und Nahrung) blieb davon nahezu unberührt. Der Ölpreis hat sich in den letzten Monaten
stabilisiert, und auch das trug dazu bei, den Inflationsdruck zu senken. Im November
2005 ging die Inflationsrate der Eurozone um 0,3% gegenüber Oktober zurück. Im gesamten
Jahr 2005 betrug sie 2,4%. Die Kerninflation betrug aber nur 1,4%, weil es für die
Unternehmen nicht so einfach ist, höhere Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, und
weil auch die Löhne nicht allzu stark stiegen.
Maßvolle Geldpolitik
Die EZB erhöhte die Leitzinsen im Dezember von 2,0 auf 2,25%: ein vorbeugender Schritt,
um die Inflation auf lange Sicht unter Kontrolle zu behalten. Es ist unwahrscheinlich,
dass die EZB die Zinsschraube noch weiter anzieht, zumal die wirtschaftliche Erholung
in einer frühen Phase ist und kaum Inflationsdruck besteht. Bei Tarifverhandlungen
zwischen Arbeitgebern und -nehmern sollten sich die Gehaltsabschlüsse und Lohnsteige-
rungen auch in Grenzen halten, zugunsten der Arbeitgeber. Dafür sorgt allein schon
die hohe Arbeitslosenrate, die in der Eurozone zurzeit 8,3% beträgt. EZB-Präsident
Jean-Claude Trichet erklärte bei seinen jüngsten Auftritten, die Zentralbank wolle
alle nötigen Maßnahmen zur Preisstabilität treffen, aber sie habe keine Pläne, nun
mit einer Serie von Zinserhöhungen zu beginnen.
Quelle: Investmentfonds.de