01.03.2006
Frankfurt-Trust: Kapitalmarktausblick 2006
Köln, den 01.03.2006 (Investmentfonds.de) - „Der Aufwärtstrend an den internationalen
Aktienmärkten wird sich 2006 zunächst fortsetzen“, erwartet Winfried Hutmann, verant-
wortlicher Geschäftsführer für das Fondsmanagement der FRANKFURT-TRUST Investment-
Gesellschaft mbH. Dabei verweist er auf die nach wie vor robuste Weltwirtschaft, die
sich seiner Meinung nach weiterhin auf Expansionskurs bewegt. „Für das Gesamtjahr
rechnen wir mit einem globalen Wachstum von über vier Prozent und darauf aufbauend
mit einem nochmaligen Gewinnplus bei den Unternehmen in einer Größenordnung von bis
zu zehn Prozent“, prognostiziert Hutmann und ergänzt: „Aktien sind darüber hinaus
noch immer sowohl absolut, was das Kurs-Gewinn-Verhältnis anbelangt, als auch relativ
zu Anleihen attraktiv bewertet und sollten von der gegenwärtig guten Marktstimmung
profitieren.“ Mit Blick auf die nach wie vor hohen Rohstoff- und Energiepreise, die
laut Hutmann den Volkswirtschaften zunehmend Kaufkraft entzögen und in diesem Jahr
sogar noch etwas anziehen dürften, mahnt er allerdings für das zweite Halbjahr zur
Vorsicht. „In Anbetracht der bereits hohen Verschuldungsquote der US-Haushalte rechnen
wir im Jahresverlauf mit einer spürbaren Verlangsamung der US-Wirtschaft, wodurch
auch das Wachstum in Europa gebremst würde“, so Hutmann. Dementspre-chend stiege das
Risiko von Gewinnenttäuschungen für einen bislang von Erfolgsmeldungen verwöhnten
Aktienmarkt.
Während Hutmann die Jahreshochs an den Aktienmärkten innerhalb der ersten sechs bis
acht Monate erwartet, sieht er den Dax am Jahresende bei 5.700 Punkten und den
EuroStoxx 50 bei 3.800 Punkten. Für den Dow Jones prognostiziert er 10.900 Punkte
und der S&P 500 dürfte sich auf einem Niveau von 1.300 Punkten bewegen.
Zuversichtlich zeigt sich der Kapitalmarktexperte auch gegenüber dem Nikkei 225, dem
er 17.000 Punkte zum Jahresende zutraut. Aus regionaler Sicht seien nach seiner
Einschätzung vor allem europäische und japanische Aktien unverändert interessant und
böten ein überdurchschnittliches Chance-/Risikoverhältnis.
Bei der Titelauswahl seien verstärkt fundamentale Daten ausschlaggebend für die
Anlageentscheidung. Mit Blick auf die nächsten Monate favorisiert Hutmann weiterhin
Energie- und Grundstoffwerte, die noch immer mit einem Bewertungsabschlag gehandelt
würden. Zudem hätten die lange Zeit vernachlässigten Finanzwerte stark an Attraktivität
gewonnen, obwohl sie typischerweise sensibel auf Veränderungen im geldpolitischen
Umfeld reagierten. Daneben böten europäische Pharma-Titel wieder gute Einstiegschancen.
Trotz des schwieriger gewordenen Umfelds verfüge die Branche immer noch über ein
überdurchschnittliches Wachstumspotenzial. Gleichzeitig betrage die Bewertungsprämie
für die europäische Pharmabranche nur knapp 20 Prozent. Damit läge sie im unteren
Bereich ihrer historischen Spanne.
Die Rentenmärkte bleiben nach Auffassung von Hutmann weitgehend stabil. Zwar rechnet
er mit einem Anstieg der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank auf 2,75 Prozent
bis zum Sommer dieses Jahres, doch sieht er darin weniger den Charakter eines neuen
geldpolitischen Zyklus als vielmehr die Züge einer geldpolitischen Normalisierung.
„Das Leitzinsniveau und der makroökonomische Datenkranz stünden dann in einem
angemessenen Verhältnis zueinander“, so Hutmann, der die Renditen der zehnjährigen
Staatsanleihen am Jahresende auf einem Niveau von 3,5 Prozent erwartet. Deutlich
aussichtsreicher, was die Erträge anbelangt, schätzt Hutmann die Lage am amerikanischen
Rentenmarkt ein – allerdings nur auf Dollar-Basis. Nach seiner Ansicht sollte der
Zinserhöhungsprozess der US-Notenbank spätestens im Frühjahr auf einem Niveau von
fünf Prozent abgeschlossen sein. Während er das Risiko für darüber hinausgehende
Steigerungen für gering hält, könnten gegen Ende 2006 bei einer Abschwächung der
US-Wirtschaft Spekulationen aufkeimen, ob und wann die Notenbank die Zinsen wieder
senkt. „Dies würde dem amerikanischen Anleihemarkt spürbar Auftrieb verleihen“,
schlussfolgert Hutmann. Demzufolge sieht er die Rendite der zehnjährigen US-Staats-
anleihe im Jahresverlauf in Richtung vier Prozent fallen.
Weniger optimistisch beurteilt Hutmann hingegen die Situation bei den Unternehmens-
anleihen, deren Spreads bislang auf bemerkenswert niedrigen Niveaus verharren. Den
größten Risikofaktor für eine spürbare Ausweitung der Credit Spreads sieht er derzeit
in der zunehmenden Orientierung am Shareholder-Value.
Hierzu passe, dass nach mehreren Jahren zurückhaltender Ausschüttungen an die Eigen-
tümer die Dividendenzahlungen wieder steigen und vermehrt Aktienrückkäufe getätigt
würden. „Diese Wende vom De-Leveraging zum Re-Leveraging lässt die Bonitätsänderungs-
risiken wachsen; das Verhältnis von Upgrades zu Downgrades dürfte sich somit
tendenziell verschlechtern“, analysiert Hutmann.
Bei den Währungen prognostiziert er eine weitere Aufwertung des Euro gegenüber dem
US-Dollar und begründet dies mit der gestiegenen Akzeptanz des Euro als Anlagewährung
und dem doppelten US-Defizit beim Haushalt und der Zahlungsbilanz. Da die Amerikaner
die Welt mit US-Dollar überflutet hätten, hält er einen Anstieg des Euro auf etwa
1,40 US-Dollar durchaus für möglich. Der Yen dagegen sei stark unter-bewertet und
könnte die Überraschung dieses Jahres werden.
Quelle: Investmentfonds.de