15.03.2006
Merrill Lynch Inv. Managers: 2006 wird Indiens Jahr
Köln, den 15.03.2006 (Investmentfonds.de) - Die Hochzeitssaison in Indien
neigt sich zwar langsam ihrem Ende zu, Investoren haben jedoch weiterhin
allen Grund zum Feiern. Das Land ist die am zweitschnellsten wachsende Volks-
wirtschaft der Welt mit dem zehntgrößten Bruttoinlandsprodukt. Nur Chinas
Wirtschaft wuchs 2005 noch stärker. In der Welt hat man bereits sehr aufmerksam
das Potenzial zur Kenntnis genommen, das die Indien-Story birgt. Die enormen
Kapitalzuflüsse, die in den zurückliegenden zwei Jahren stattfanden, sprechen
eine eindeutige Sprache. Mit großer Wahrscheinlichkeit bleibt dem indischen
Aktienmarkt dieser starke Liquiditätszustrom von einheimischen und ausländischen
Investoren weiterhin erhalten, schreibt S. Naganath, Präsident und Chief
Investment Officer von DSP Merrill Lynch Fund Managers. Das verstärkte Interesse
von lokalen Institutionen, ausländischen Investoren und einheimischen Privat-
anlegern trieb den Aktienmarkt zu neuen Höchstständen. Der führende Marktindex,
der BSE-30 Sensitive Index (Sensex), übersprang im Februar erstmals die Schwelle
von 10.000 Punkten.
Neben den kurzfristigen Wirkungen der Kapitalzuflüsse bleiben aber auch die
langfristigen ökonomischen Fundamentaldaten glänzend. Im laufenden Jahr wird mit
einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Höhe von 7,6 Prozent gerechnet,
und auch für das Jahr 2007 liegen die Prognosen nur geringfügig darunter
(7,0 bis 7,5 Prozent). Da sich Inflation und Zinsentwicklung in einem vertretbaren
Maß entwickeln werden, sind die Aussichten für den Aktienmarkt vielversprechend.
Für 2007 ist mit einem durchschnittlichen Wachstum der Unternehmensgewinne zwischen
16 und 18 Prozent zu rechnen, was schätzungsweise zu einem Kurs/Gewinn-Verhältnis
von 16 führen wird.
Der jährliche Haushaltsetat, den die Regierung Ende Februar präsentierte, wird die
Trends am indischen Markt im kommenden Jahr vorgeben. Die Politik, die sich im vor-
herigen Haushalt abzeichnete, war auf die Entwicklung der Infrastruktur, auf die
Förderung des inländischen Konsums durch Steuervorteile und auf die Landwirtschaft
fokussiert. Die Förderung der Infrastruktur unterstützt das Wachstum im Bauwesen,
im Maschinenbau, in der Zementindustrie und in der Investitionsgüterherstellung. Als
Katalysator auf den heimischen Konsum wirkten Steuervorteile, die den unteren
Einkommens- und Steuerklassen gewährt wurden. Sie brachten das Wachstum in Unter-
nehmen voran, die sich zum Beispiel mit dem Wohnungsbau oder der Produktion von
Mobiltelefonen und langlebigen Konsumgütern befassen. Gerade diese Branchen trugen
wesentlich zum Wachstum des Bruttoinlandsproduktes bei.
Outsourcing
Treibende Faktoren für das langfristige Wachstum der indischen Wirtschaft werden
weiterhin das Outsourcing, Investitionen in die Infrastruktur und der inländische
Konsum sein. Outsourcing-Bereiche, die zunächst mit der Informationstechnik und
den damit verbundenen Dienstleistungen starteten, werden bis 2008 auf 38 Milliarden
US-Dollar anwachsen. Der Trend setzt sich auch außerhalb der Informationstechnik
fort. Auch weltweit agierende Unternehmen der pharmazeutischen Industrie sowie im
Automobil- und Maschinenbau lagern Dienstleistungen nach Indien aus. Derzeit
betreiben mehr als 50 Prozent der laut dem Fortune Magazin 500 größten Unternehmen
Outsourcing in Indien. Entsprechend wachsen indische Exporte mit jährlich 30 Prozent
außergewöhnlich schnell.
Infrastrukturinvestitionen
Ausgaben für die Infrastruktur werden während der nächsten drei Jahre schätzungs-
weise um etwa 67 Prozent wachsen. Besonders zuversichtlich lässt sich daher auf
jene Branchen blicken, die mit der Infrastruktur zusammenhängen: Straßenbau,
Energiewirtschaft, Bauwirtschaft, Maschinenbau, Investitionsgüter, Banken und
Telekommunikation. In der Telekommunikation zum Beispiel stieg die Zahl der Mobil-
funkteilnehmer in der Zeit von gerade einmal acht Jahren von Null auf 80 Millionen.
Heute ist Indien der am schnellsten wachsende Mobilfunkmarkt in der Welt. Da diese
Sektoren für private „Mitspieler“ geöffnet sind, ziehen sie sowohl einheimische
als auch ausländische Investitionen an.
Binnenkonsum steigt
Das demographische Profil Indiens ist perfekt für einen Konsumaufschwung posi-
tioniert. Ungefähr 60 Prozent der indischen Bevölkerung sind jünger als 30 Jahre.
Im Durchschnitt vergrößert sich jedes Jahr die Gruppe der „jungen Verdiener“
(20 bis 34 Jahre) um etwa sieben Millionen Menschen. Hinzu kommen eine expan-
dierende Mittelschicht, wachsende Einkommen und sinkende Zinsen, so dass der
Anstieg der Konsumtion nicht verwundert. Das lässt die Gewinne in den konsumnahen
Branchen und Unternehmen steigen. So hat zum Beispiel die starke Nachfrage nach
Wohnungen auch Einfluss auf die Zement- und Bauindustrie. Die beschleunigt
wachsenden Ausgaben für die Infrastruktur und der zunehmende Konsum tragen aber
nicht nur zum Wachstum in den damit unmittelbar verbundenen Branchen bei. Sie
haben zugleich einen starken Multiplikatoreffekt auf die gesamte Wirtschaft.
Beispiel Autoindustrie: Der Ausbau des Straßennetzes hat zu einer drastischen
Absatzsteigerung von Fahrzeugen geführt, während niedrige Zinsen und leicht
verfügbare Kredite der Konsum insgesamt wachsen ließ.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass massive strukturelle Veränderungen in Indien
stattfinden werden. Sie werden einen signifikanten Einfluss auf das Wachstum, die
Profitabilität und Produktivität haben. Natürlich kann der indische Markt durchaus
eine höhere Volatilität aufweisen. Dies sollte aber als Investitionschance ver-
standen werden, da die Fundamentaldaten für einen anhaltenden langfristigen Auf-
wärtstrend gegeben sind.
Quelle: Investmentfonds.de