14.08.2007
Deka: Deutschland: Bruttoinlandsprodukt – Konjunkturdelle, Teil 2
Köln, den 14.08.2007 (Investmentfonds.de) • Das deutsche Bruttoinlandsprodukt nahm im
zweiten Quartal um 0,3 % qoq und damit etwas schwächer zu als im ersten Quartal.
• Das zweite Quartal hätte, wenn alles programmgemäß gelaufen wäre, ein gutes werden
können, denn der Konsum meldete sich nach dem Mehrwertsteuereinbruch zurück, der Außen-
beitrag stimulierte und die Ausrüstungsinvestitionen nahmen weiter zu.
• Doch bedeutende Produktionsausfälle bei den Bauinvestitionen und durch die Lagerpolitik
der Industrieunternehmen verhinderten ein besseres Ergebnis.
• Auf die Konjunkturdelle Teil 2 folgt die Fortsetzung des Aufschwungs.
1. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt nahm im zweiten Quartal um 0,3 % qoq und damit
etwas schwächer zu als im ersten Quartal (Bloomberg-Median: 0,4 % qoq; DekaBank: 0,3 %
qoq). Es kam zu Revisionen, die zu einem höheren Wachstum im Jahr 2006 führten (2,9 %
zuvor 2,8 %). Das Vorjahresniveau wird kalender- und saisonbereinigt nur noch um 2,5 %
übertroffen.
2. Das zweite Quartal hätte, wenn alles programmgemäß gelaufen wäre, ein gutes werden
können.
• Denn auf den mehrwertsteuerbedingten Wegbruch der Konsumausgaben im ersten Quartal
folgt nun im zweiten Quartal der erste Schritt zu wider mehr Normalität. Die Konsum-
ausgaben dürften wieder mit rund ½ % qoq zugenommen haben. Hierfür sprechen nicht nur
der saisonbereinigte Anstieg der Pkw-Neuzulassungen und das kräftige Wachstum der
Einzelhandelsumsätze einschließlich des Kfz-Handels und der Tankstellen (Schaubild E,
Anhang), sondern auch die gute Arbeitsmarkt- und Einkommensentwicklung.
• Auch vom Außenbeitrag kamen wohl positive Impulse. Die Exporte nahmen zwar nur
moderat um knapp 1 % qoq zu (Schaubild A, Anhang), da wichtige Exportregionen wie die
USA oder Euroland weniger deutsche Exportgüter nachfragten als im Vorquartal. Der Euro
erweist sich zwar bei dem einen oder anderen Unternehmen als Bremse für die Gewinnent-
wicklung, allerdings vornehmlich bei ungenügender Wechselkursabsicherung, die Export-
nachfrage ist derzeit aber nicht negativ betroffen. Da die Importe im Quartalsvergleich
nicht zulegten (Schaubild B, Anhang), konnte der Außenbeitrag zum gesamtwirtschaftlichen
Wachstum rund 0,5 Prozentpunkte beisteuern.
• Das Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen konnte zwar nicht an das des ersten Quartals
anknüpfen, blieb aber dynamisch (Schaubild C, Anhang). Derzeit wird die Investitions-
nachfrage von der hohen Kapazitätsauslastung und der auslaufenden Möglichkeit, Investi-
tionen beschleunigt abzuschreiben, beflügelt. Perspektivisch dürften aber die gestiegenen
Zinsen und das im Vergleich zum Vorjahr moderatere Wachstum der Gesamtwirtschaft das
Investitionswachstum dämpfen.
3. So weit lief alles programmgemäß. Doch zwei Faktoren lasteten auf dem zweiten Quartal.
• So brachen die Bauinvestitionen regelrecht ein (Schaubild D, Anhang). Da die unge-
wöhnlich milde Witterung im ersten Quartal es den Bauunternehmen erlaubte, die
Bautätigkeit anders als saisonüblich weitgehend aufrecht zu erhalten, wurden Bauaktivitäten
in das erste Quartal vorgezogen. Neue Bauaufträge kamen im zweiten Vierteljahr nicht nach.
So gesehen zahlte die Bauindustrie im zweiten Quartal die Zeche dafür, dass das erste
besser lief.
• Eine ähnliche Geschichte ist von den Lagerinvestitionen zu berichten. Im ersten Quartal
war die Nachfrage recht schwach und die Produktion hätte gedrosselt werden können. Die
Unternehmen produzierten aber im Vertrauen auf die Fortsetzung des Aufschwungs unver-
drossen weiter, getreu dem Motto: „Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht
auf morgen“. Die nicht verkauften Güter wanderten in die Lager und stützten im ersten
Quartal die Entwicklung. Nun, im zweiten Quartal, bedienen die Unternehmen die Nachfrage
aus den Lagern. Das erklärt zum einen die schwache Produktionstätigkeit in der Industrie
und zum anderen den von uns prognostizierten negativen Wachstumsbeitrag der Lager-
investitionen.
4. Sonderfaktoren wie die Mehrwertsteuererhöhung oder die Witterung prägten zuletzt
die Entwicklung. In Zukunft sollte es zu weniger Störfeuer und mehr konjunktureller
Normalität kommen, und diese Normalität bedeutet: Der Aufschwung setzt sich in etwas
moderaterem Tempo (im Vergleich zu 2006) fort. Eines scheint daher sicher: Die
Konsensusprognosen werden wegen des überschätzten zweiten Quartals erstmals seit 2005
wieder zurückgehen.
Quelle: Investmentfonds.de