12.09.2007
Deka Frankreich: Industrieproduktion – starker Start ins zweite Halbjahr
Köln, den 12.09.2007 (Investmentfonds.de) - Treibende Kraft war die Automobilbranche.
Sie erzeugte 4,7 % mehr als im Juni, der allerdings extrem schwach ausgefallen war. Der
Produktionszuwachs erfolgte vor dem Hintergrund spürbar anziehender Pkw-Neuzulassungs-
zahlen im Berichtsmonat sowie der Einführung neuer Renault-Modelle.
• Mit diesem Juli-Wert würde die Industrie im dritten Vierteljahr 1,3 % mehr an Output
erstellen als noch im Vorquartal – sofern man für die beiden noch fehlenden Monate
dasselbe Produktionsniveau annähme. Aber selbst wenn dann schwächere Zahlen verbucht
würden, verbliebe ein ordentliches Plus, das zum hohen Auftragsbestand viel besser passt
als die zuletzt enttäuschende Dynamik.
1. Im Juli stieg die französische Industrieproduktion (ohne Bau) saison- und kalender-
bereinigt nach einem schwachen Vormonat, dessen Output zudem heute noch leicht nach unten
revidiert wurde (von -0,5 % mom auf -0,6 % mom). Im Vergleich zum Vorjahresmonat legte
die Industrieproduktion immerhin um 2,6 % zu. Die heute Morgen veröffentlichten Zahlen
haben die Erwartungen der Analysten merklich übertroffen (Bloomberg-Median: 0,4 % mom;
DekaBank: 0,5 % mom). Allerdings ist ein solcher Produktionsanstieg nach einem ent-
täuschenden zweiten Quartal (-0,0 % qoq) bei gleichzeitig hervorragender Entwicklung
von Aufragseingängen und Stimmungsindikatoren (wie z.B. dem INSEE-Geschäftsklima) über-
fällig gewesen.
2. Treibende Kraft des Wachstums der Industrieerzeugung war die Automobilbranche. Sie
konnte ihren Output um 4,7 % mom (2,3 % yoy) steigern. Diese positive Entwicklung folgte
allerdings auf zwei äußerst schwache Monate, sodass mit dem Juli-Anstieg noch nicht einmal
das Produktionsniveau vom April wieder erreicht wurde. Insofern ist hier also eher von
einer Normalisierung als von einer nachhaltig kräftigen Aufwärtsbewegung bei den franzö-
sischen Autobauern zu sprechen. Diese Normalisierung fand vor dem Hintergrund von im Juli
sprunghaft gestiegener Pkw-Neuzulassungen (saison- und kalenderbereinigt +2,8 % mom,
+11,0 % yoy) und von Modellwechseln bei Renault statt: Seit Juni kann der Twingo III
gekauft werden, und Mitte Oktober steht die Markteinführung des neuen Laguna an. Insbe-
sondere letztere Tatsache gibt Anlass zur Hoffnung, dass nach der IAA in Frankfurt die
Autoindustrie ihre zu Jahresbeginn angedeutete Erholung – die im zweiten Quartal einen
herben Rückschlag erlitt – wird fortsetzen können. Hierfür sprechen auch die
kaufkraftfördernden Maßnahmen der neuen Regierung unter Präsident Sarkozy: Das „Gesetz
für Arbeit, Beschäftigung und Kaufkraft“, durch das u.a. die Nettosätze für Überstunden
deutlich steigen und das neue Förderungen für Wohneigentümer vorsieht, tritt ebenfalls
im Oktober in Kraft. Im nächsten Jahr stehen dann noch mehr (höheren Absatz versprechende)
Modellwechsel an.
3. Die Produktion des verarbeitenden Gewerbes, an dem die Automobilherstellung rund 9 %
ausmacht, wuchs im Juli um 1,5 % mom (2,9 % yoy) und damit stärker als der Output der
übrigen Industriezweige, also stärker als der Output der Lebensmittel- und der
Energieerzeuger. Neben den Automobilbauern verzeichneten im verarbeitenden Gewerbe die
Hersteller von Investitionsgütern (+1,0 % mom; +3,5 % yoy) und von Vorleistungsgütern
(+1,7 % mom; +3,6 % yoy) Produktionszuwächse, während bei den Konsumgüterproduzenten die
Ausbringung den zweiten Monat in Folge stagnierte (-0,1 % mom;+1,4 % yoy). Ferner blieb
die Produktion der Lebensmittelerzeuger im Vergleich zum Juni auf unverändertem Niveau
(+1,3 % yoy), die Energieunternehmen weiteten ihren Output um 0,6 % mom (+1,3 % yoy)
aus. Schließlich nahm die (der Industrieproduktion nicht zugerechnete) Bauproduktion um
0,4 % mom (+4,2 % yoy) zu.
4. Mit dem Juli-Wert würde die Industrie im dritten Quartal 1,3 % mehr an Output erstellen
als in der Vorperiode – sofern man für die beiden noch fehlenden Monate dasselbe
Produktionsniveau annähme. Aber selbst wenn schwächere Zahlen verbucht würden, bliebe
ein ordentliches Plus übrig. Diese Entwicklung passt viel besser zu den im ersten Halbjahr
registrierten Auftragseingängen (im auftragsorientierten verarbeitenden Gewerbe), die im
ersten Quartal um 4,2 % qoq zunahmen und im zweiten nochmals um 3,9 % qoq. Dass im zweiten
Quartal die Industrieproduktion nur stagnierte, bleibt in gewisser Weise rätselhaft.
Neben der Tatsache, dass in den genannten Orderzuwächsen Großaufträge (vor allem bei
Airbus) enthalten sind, die erst mit deutlicher zeitlicher Verzögerung produktionswirksam
werden, kann diese schwache Entwicklung aber z.T. mit ungewöhnlich vielen Brückentagen
erklärt werden, die den Produktionsfluss behinderten. Diese Belastung ist nun weggefallen.
Auch deshalb gehen wir im laufenden Quartal von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts
in Frankreich von rund 0,8 % qoq aus (nach 0,3 % qoq im Vorquartal).
Quelle: Investmentfonds.de