26.09.2007
Deka: ifo Geschäftsklima noch für einige Monate im Rückwärtsgang
Köln, den 26.09.2007 (Investmentfonds.de) • Die nach dem Hoch im vergangenen Jahr ab-
nehmende konjunkturelle Dynamik und die Finanzmarktturbulenzen dämpften die Stimmung.
Der Eurohöchststand wurde wohl nur von einem Drittel der Befragten wahrgenommen.
• In den kommenden Monaten muss besonderes Augenmerk auf die Stimmung der Unternehmen
gelegt werden, denn sie bildet die Nahtstelle zum Konsum.
1. Das ifo Geschäftsklima für die deutsche gewerbliche Wirtschaft hat sich im September
zum vierten Mal in Folge eingetrübt und sank auf 104,2 Punkte (Bloomberg und DekaBank:
105,0 Punkte). Die Lagebeurteilung (109,9 nach 111,4 Punkten) gab ähnlich stark nach wie
die Geschäftserwartungen (98,7 nach 100,4 Punkten). Mit Ausnahme des Großhandels gaben
die Geschäftsklimata in allen Branchen nach, am stärksten im Einzelhandel (schlechtester
Wert seit Januar 2006).
2. Der Rückgang der Geschäftserwartungen lässt sich auf drei Faktoren zurückführen: Los-
gelöst von den aktuellen Turbulenzen zeigt die Konjunktur Abschwächungstendenzen. Der
Hochpunkt lag im vergangenen Jahr; seit dem vierten Quartal 2006 sinken die Zuwachsraten
des Bruttoinlandprodukts und sie werden das den Consensusprognosen zufolge weiter tun.
Hinzugekommen sind die Finanzmarktturbulenzen, die insbesondere ein Fragezeichen hinter
der Stabilität der US-Konjunktur setzten. Und schließlich kam die Eurostärke hinzu. Der
Euro nahm in der letzten Woche die magische Marke von 1,40 USD/EUR, was aber nur von bis
zu einem Drittel der Befragten berücksichtigt werden konnte. Die anderen zwei Drittel
gaben erfahrungsgemäß in den ersten beiden Wochen des Monats ihre Antworten ab.
3. Auffällig ist die starke Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Finanzmarktanalysten
(ZEWKonjunkturerwartungen) und denen der Unternehmen (ifo). Die ist aber nicht neu. Schon
die Mehrwertsteuerdelle wurde von den Unternehmen gelassener gesehen. Zudem betreffen
die jüngsten Turbulenzen vor allem die Finanzmärkte und damit das Spielfeld der vom ZEW
befragten Finanzmarktanalysten. Die Industrie steht dagegen trotz der jüngsten Finanz-
marktturbulenzen noch erfreulich gut da. Befürchtungen einer Kreditklemme, also der
eingeschränkten Verfügbarkeit von Krediten, sollten die Unternehmen bislang kalt gelassen
haben. So nahmen die Kreditbestände in diesem Aufschwung nur maßvoll zu und die Selbst-
finanzierungsquote (Ersparnis und Investitionszuschüsse) der Investitionen lag 2006 bei
über 100%. Das ist nicht selbstverständlich: So lag diese Relation in den USA bei 67%,
in Frankreich bei 60% und in Spanien bei 51%. Gefährlicher wäre schon eine starke Rezession
in den USA, denn noch ist die Weltwirtschaft nicht emanzipiert genug eine solche zu
schultern. Derzeit wird eine solche Entwicklung aber nicht erwartet, sie ist lediglich
Gegenstand der Risikoszenarien von Prognosen.
4. Der Rückgang der Beurteilung der gegenwärtigen Lage nimmt Fahrt auf und beginnt nun
den Erwartungen zu folgen. Der Rückgang könnte in den kommenden Monaten sogar noch stärker
ausfallen, da die Lagebeurteilung gemessen an der tatsächlichen Entwicklung immer noch zu
hoch ausfällt. Damit sollte das ifo Geschäftsklima insgesamt auch in den kommenden Monaten
nach unten weisen.
5. Die gegenwärtige Eintrübung des ifo Geschäftsklimas passt in die konjunkturelle
Landschaft und gibt bislang keinen Anlass zur Sorge. Gleichwohl sollte in den kommenden
Monaten besonderes Augenmerk auf die Stimmung der Unternehmen gelegt werden, denn sie
beeinflusst die Nahtstelle zwischen Investitionen und Konsum. Neben dem ifo Geschäfts-
klima bietet sich auch der Economic Sentiment Indikator der EU-Kommission an, in den –
neben dem Konsumentenvertrauen – insbesondere die Stimmung der Dienstleister integriert
ist. Sollten die Unternehmen ihre geschäftliche Lage und Perspektiven ungewöhnlich stark
nach unten revidieren, dann stünde zu befürchten, dass sie ihre Investitions- und
Beschäftigungspläne überdenken und kürzen. Eine sich verschlechternde Arbeitsmarktent-
wicklung könnte aber die Erholung des Konsums empfindlich treffen: Verunsicherte Konsumen-
ten halten sich auch trotz einer besseren Einkommensentwicklung mit Käufen zurück. Noch
sehen wir das aber nicht!
Quelle: Investmentfonds.de