HSBC: Marktkommentar China
F: Im Dezember hat China die Zinsen erneut erhöht. Wie bewerten Sie das? Halten Sie den Zinsschritt für den Anfang eines neuen Zinszyklus? A: Das Ziel der jüngsten Zinserhöhung war, die Inflationserwartungen unter Kontrolle zu bekommen. China hat die Zinsen im vierten Quartal 2010 zwei Mal angehoben. Die Inflation betrug im November 5,1 Prozent und war damit deutlich über den 3-Prozent- Richtwert der Regierung gestiegen. Man befürchtete, dass sie weiter anziehen würde und dies der Konjunktur schaden könne. Aber die Kerninflation ohne Lebensmittel betrug im November nur 1,9 Prozent und war also moderat. Die Inflation könnte im ersten Quartal hoch bleiben, jedoch ab April zurückgehen. Deshalb sind für dieses Jahr vielleicht noch ein bis zwei Zinsschritte zu erwarten. Aber wir gehen nicht davon aus, dass dies der Anfang einer Phase deutlicher Zinserhöhungen ist. Außerdem ist der Regierung nur zu bewusst, dass China aufgrund der monetären Lockerungen in den USA bei zu starken Zinserhöhungen kurzfristigen Spekulanten anzieht, die eine Aufwertung des Renminbi erwarten. Wir sind deshalb sicher, dass die Regierung sehr vorsichtig ist. Insgesamt erwarten wir für 2011 eine Inflation von etwa vier Prozent und halten dies für ein akzeptables Niveau. F: Die Kurse chinesischer Banken sind nach dem Markteinbruch im letzten Jahr erheblich gefallen. Wie schätzen Sie den Bankensektor ein? A: Der Kursrückgang bei Bankaktien war eine Folge der restriktiveren Geldpolitik, insbesondere da in China auf kurze Sicht weitere Zinserhöhungen erwartet werden. Chinesische Banken dürften sich auf absehbare Zeit weiter unterdurchschnittlich entwickeln – bis die Inflation ihren Höhepunkt erreicht. Wir bleiben deshalb bei Banken untergewichtet, bis wir wissen, wann dieser Wendepunkt erreicht ist. Banken sind zwar unterbewertet, aber die Inflationsangst bleibt und könnte die Regierung auf kurze Sicht zu einer noch restriktiveren Geldpolitik treiben. Ein Mittel könnten höhere Mindestreservesätze sein, um das Kreditwachstum einzudämmen. Für die Banken wäre das ungünstig, da sie dann weniger Kredite vergeben könnten. Langfristig lassen chinesische Banken aber eine gute Wertentwicklung erwarten, da sie sehr sensibel auf die Konjunktur reagieren und weiter stabiles Wachstum zu erwarten ist. Auf kurze Sicht leiden die Banken aber unter Altlasten wie dem erwarteten Anstieg der Rückstellungen für Problemkredite, die möglicherweise eine Outperformance des Sektors verhindern. Sobald diese Altlasten abgebaut sind, werden sich die Aussichten auf eine erneute überdurchschnittliche Entwicklung wieder verbessern.
F: China hat es sich zum Ziel gesetzt, den sozialen Wohnraum 2011 auf zehn Millionen Wohneinheiten zu verdoppeln. Hat Sie das überrascht? Oder ist das Portfolio so auf- gestellt, dass es davon profitieren kann? A: Im letzten Jahr lautete das Ziel: 5,8 Millionen Wohneinheiten. Es wurden aber nur 3,2 Millionen Wohnungen fertiggestellt. Deshalb enthält das diesjährige Ziel von zehn Millionen Einheiten auch die Wohnungen, die 2010 nicht fertiggeworden sind. Das neue Ziel hat uns nicht überrascht. Die Regierung hatte bereits vorher deutlich gemacht, dass 30 Prozent des gesamten Wohnungsbaus in China auf Sozialwohnungen entfallen soll, die bislang einen Anteil von weniger als zehn Prozent haben. Wir gehen deshalb davon aus, dass zunehmend Sozialwohnungen gebaut werden, um das von der Regierung angestrebte Ziel zu erreichen. Der Fonds ist gut positioniert. Wir sind sowohl im Zementsektor als auch in Unter- nehmen übergewichtet, die direkt an den entsprechenden Bauprojekten beteiligt sind. Wir halten den Fonds für gut aufgestellt, um von den staatlichen Programmen zu profi- tieren. F: China hat die Mehrwertsteuer für kleine Autos erhöht und damit praktisch die im Januar 2009 eingeführten Kaufanreize zurückgenommen. Sind Sie für diesen Sektor immer noch optimistisch? A: Langfristig sind wir sehr optimistisch für den Automobilsektor, da die Marktdurch- dringung in China mit vier Prozent noch sehr gering ist. Tatsächlich hat er sich 2010 nämlich gut entwickelt, so dass der Fonds über weite Strecken von seiner Übergewichtung des Sektors profitiert hat. Seit Anfang des Jahres lässt die Regierung ihre Förder- maßnahmen für diesen Sektor auslaufen. Einige Anreize wie Steuererleichterungen wurden bereits eingestellt. Die Wirtschaft hat sich erholt, und die Exporte sind kräftig gestiegen. Wir glauben deshalb nicht, dass zusätzliche Anreize nötig sind. Allerdings wird die Regierung weiter indirekt den Absatz von Autos fördern – durch Maßnahmen wie die Anhebung der Mindestlöhne. Davon dürfte der Umsatz insbesondere in Städten aus der zweiten und dritten Reihe profitieren. Der Fonds hat deshalb seine Übergewichtung im Automobilsektor verringert und ist jetzt eher neutral positioniert. Dennoch halten wie die Bewertungen von Automobilaktien weiter für recht attraktiv und erwarten für den Sektor eine positive Entwicklung. Allerdings beziffern wir das Wachstumspotential nur noch auf 15 bis 20 Prozent. Aber auch das sind gute Aussichten.
F: Was waren die wichtigsten Portfolioumschichtungen im Dezember, und warum wurden diese vorgenommen? A: Wir haben einige Umschichtungen im Versicherungssektor vorgenommen und Gewinne bei jenen Aktien realisiert, die bereits stark gestiegen waren, so dass ihre Bewertungen an Attraktivität verloren. Die Erlöse haben wir dann in Papiere investiert, die dem Markt mit Verzögerung folgen dürften. Für den Versicherungssektor bleiben wir opti- mistisch. Er wird vermutlich weiter von den steigenden Zinsen in China profitieren. Eine Umschichtung in Aktien, deren Anstieg noch bevorsteht, dürfte die Performance des Portfolios unterstützen. Umschichtungen haben wir auch im Kohlesektor vorgenommen und in jene Hersteller von Kohleprodukten investiert, deren Preise sich nach dem Spotmarktpreis für Kohle richten. Im Gegenzug haben wir die Gewichtung von Kohleunternehmen reduziert, die sich bei der Preisgestaltung auf die Terminkontrakte stützen. Der Grund für diese Entscheidung ist, dass der Kohlepreis aufgrund der staatlichen Preiskontrollen nur begrenzt steigen kann. Daran ändert auch der Inflationsdruck nichts. Außerdem hat der Fonds sein Engagement in der Petrochemie erhöht, da die Nachfrage nach Plastikprodukten aufgrund des stabilen Konsums in China steigen dürfte. Während der Finanzkrise waren Kapazitätsausweitungen verschoben worden, so dass das Angebot jetzt knapp ist und große Unternehmen von der starken Nachfrage nach Plastikprodukten profitieren sollten. Schließlich haben wir noch unsere Position in Kraftwerksausrüstern aufgestockt. Diese Unternehmen werden vermutlich von den staatlichen Investitionsprogrammen im Rahmen des zwölften Fünfjahresplans profitieren.
Disclaimer: Diese Meldung ist keine Empfehlung zu einer Fondsanlage und keine individuelle Anlageberatung. Vor jeder Geldanlage in Fonds sollte man sich über Chancen und Risiken beraten und aufklären lassen. Der Wert von Anlagen sowie die mit ihnen erzielten Erträge können sowohl sinken als auch steigen. Unter Umständen erhalten Sie Ihren Anlagebetrag nicht in voller Höhe zurück. Die in diesem Kommentar enthaltenen Informationen stellen weder eine Anlageempfehlung noch ein Angebot oder eine Aufforderung zum Handel mit Anteilen an Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar.
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