04.05.2011
Börsen-Zeitung: Sonderdividende ante portas, Kommentar von Michael Flämig zum Halbjahresergebnis von Siemens
Frankfurt (ots) - Die Wirtschaft kennt derzeit nur einen einzigen
Weg: nach oben. Die Aufwärtsbewegung lässt sich am Beispiel Siemens
bestens illustrieren. Im vierten Quartal in Folge steigerten alle
Sektoren des Konzerns sowohl Auftragseingang als auch Umsatz. Dies
ist beeindruckend. Von Januar bis März holte Siemens 28% mehr
Aufträge herein als in der Vorjahresperiode. Die Kapazitäten in den
Fabriken sind immer besser ausgelastet. In der Mitte des
Geschäftsjahres hat der Vorstand daher die Prognose erhöht.
Aber auch abseits des Kerngeschäfts überzeugt Siemens. In drei der
vier zurückliegenden Quartale meldete das Beteiligungsportfolio einen
Gewinn. Zwar fiel er jeweils nur geringfügig aus, aber immerhin
reißen NSN&Co aktuell keine Löcher in die Ergebnisrechnung. Als
Glücksgriff könnte sich zudem der Börsengang von Osram entpuppen,
wenn das Marktumfeld bis zum Herbst erhalten bleibt.
Mit den Erfolgen aber wird die Luft dünner. Dies ist einerseits
banal, bleibt aber andererseits richtig. Anschaulich wird dies bei
Bau und Wartung von Kraftwerken für fossile Brennstoffe. In einem
einzigen Quartal haben die Münchener dort operativ rund 530 Mill.
Euro verdient, damit landete mehr als jeder fünfte Umsatzeuro in der
Kasse. Derartige Renditen wird die Kundschaft kaum dauerhaft dulden.
Auch an der Börse wächst die Rückschlagsgefahr. So reichte der
Hinweis, dass das prozentuale Wachstum der Aufträge im Jahresverlauf
aus mathematischen Gründen - die Vergleichsbasis holt auf - sinken
muss, vor Kurzem für einen Kursabschlag. Diesmal setzte die als
enttäuschend empfundene Prognose die Aktie unter Druck.
Das Gewinnziel 7,5 Mrd. Euro ist sicherlich konservativ. Aber es
beinhaltet ein "mindestens" und dürfte zum Jahresende klar
übertroffen werden. Zu viel Aufregung ist also fehl am Platz.
Außerdem wäre es zum Schaden der Anteilseigner, würde der Vorstand
den Gewinn steigern durch Verzicht auf höhere Betriebsausgaben. Denn
mehr Geld für Vertrieb und Forschung ist notwendig, um das organische
Wachstum zu unterfüttern.
Aus Anlegersicht ist die exakte Höhe des Gewinns derzeit sowieso
zweitrangig. Interessanter ist die Tatsache, dass Siemens Bargeld
anhäuft. Wenngleich das Management abwiegelt: Sollte das Geschäft
weiterhin boomen und sollte das IPO von Osram gelingen, dann führt an
einer Sonderdividende kaum ein Weg vorbei. Zwar ist dies nur ein
einmaliger Sondereffekt - aber manchmal sind derartige Signale
einfach angemessen. Auch nach den Börsengängen von Epcos und Infineon
Anfang des vergangenen Jahrzehnts erhielten die Aktionäre einen
Bonus.
(Börsen-Zeitung, 5.5.2011)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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