27.09.2011
Metzler: Abschwungstendenzen scheinen sich zu verstärken
Köln, den 27.09.2011 (Investmentfonds.de) - Die Einkaufsmanagerindizes in der
Eurozone deuteten im September zum ersten Mal seit 2009 wieder an, dass die
Wirtschaft schrumpft. Die Rezessionsrisiken sind dadurch deutlich gestiegen.
Europäische Konjunktur
Auch der ifo-Index (Mo) und das Wirtschaftsvertrauen (Do) in der Eurozone dürften
im September gesunken sein und damit die Abschwungstendenzen bestätigen. Wir sehen
eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in der
Eurozone um -0,1 bis -0,3 % im vierten Quartal. Für Deutschland rechnen wir
dagegen mit einem leicht positiven Wirtschaftswachstum.
Für den Jahresverlauf 2012 sehen wir jedoch wieder Erholungstendenzen in der euro-
päischen Wirtschaft. Maßgeblich dafür dürfte insbesondere eine Lockerung der
Geldpolitik sein, mit der die EZB unseres Erachtens auf die zuletzt gestiegenen
Risiken einer Abwärtsspirale reagieren wird. So erwarten wir eine Leitzinssenkung
der EZB auf 1,0 % im Oktober und können uns für November oder Dezember sogar einen
Schritt auf 0,5 % vorstellen. Der Konjunkturabschwung schwächt die europäischen
Banken aufgrund eines Anstiegs notleidender Kredite; zudem wird es für die Staaten
schwerer, ihre Sparziele zu erreichen. Die Konjunkturrisiken dürften auch durch
ein schwaches Geldmengen-und Kreditwachstum (Di) hervorgehoben werden. Die erste
Schätzung der Inflationsrate (Fr) im September dürfte eine Beschleunigung von 2,5 %
auf 2,6 % ergeben haben.
Griechenland
Griechenland enttäuschte bisher auf ganzer Linie, da weder die Neuverschuldung
unter Kontrolle gebracht werden konnte noch nennenswerte Privatisierungen durch-
geführt wurden. Dementsprechend wurde die Freigabe der nächsten Tranche durch die
Troika von weiteren harten Sparmaßnahmen abhängig gemacht. Die griechische Regierung
reagiert auf die Forderungen mit neuen Maßnahmen, die einen Abbau der Staatsange-
stellten und eine Kürzung der Pensionen umfassen. Die griechische Regierung scheint
jedoch große Schwierigkeiten zu haben, eine Parlamentsmehrheit für das neue Maß-
nahmenpaket zu bekommen. Vor diesem Hintergrund ist die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls Griechenlands deutlich gestiegen. Schon dieses oder nächstes
Wochenende könnte die Zahlungsunfähigkeit durch die griechische Regierung verkündet
werden. Die EU und die EZB müssten in diesem Falle einen Rettungsschirm für die
europäischen Banken aufspannen, um Ansteckungseffekte zu vermeiden.
US-Konjunktur
In den USA verlangsamte sich die Wachstumsdynamik in den vergangenen Quartalen.
Auch im dritten Quartal dürfte die US-Wirtschaft nur ein Wirtschaftswachstum (Do)
von 1,2 % erreicht haben. Wir sehen zwar für die kommenden beiden Quartale keine
negativen Raten, rechnen jedoch mit einer Stagnation und mit Wachstumsraten zwischen
0,1 % und 0,6 %. Dementsprechend erwarten wir eine Stagnation bei den Auftragsein-
gängen (Mi) und bei den Konsumausgaben (Fr). Das Konsumentenvertrauen (Di und Fr)
dürfte sich auf den Niveaus der Vormonate stabilisiert haben.
Japanische Konjunktur
Die japanische Konjunktur profitiert derzeit vom Wiederaufbau. So dürfte die Industrieproduktion (Fr) um 2 % gegenüber dem Vormonat gestiegen sein. Die Infla-
tionsrate (Fr) dürfte sich im August leicht über der Nulllinie bei 0,1 % gehalten
haben.
Eine gute und erfolgreiche Woche wünscht
Edgar Walk
Quelle: Investmentfonds.de