Franklin Templeton Investments | China: Wachstumsstory trotz negativer Wirtschaftsindikatoren in Takt
Marcus Weyerer, Senior ETF Strategist EMEA bei Franklin Templeton Investments
China: Wachstumsstory trotz negativer Wirtschaftsindikatoren in Takt
- Chinesische Zentralbank hat überraschende Maßnahmen ergriffen,
da verschiedene Wirtschaftsindikatoren im roten Bereich liegen.
- Die Schätzungen für das BIP-Wachstum im Jahr 2022 bewegen sich
nun unter 4 % gegenüber dem Ziel von 5,5 %.
- Die Aktienmärkte behaupten jedoch nach wie vor ihre im März 2022
erreichten Tiefststände, wobei die relativen Bewertungen nahe ihren
Durchschnittswerten liegen
- Geopolitische Spannungen und Abriegelungsängste haben die
regulatorischen Maßnahmen als stärkste Belastung für die Stimmung
abgelöst und bieten einen potenziellen Auslöser für steigende Aktienkurse,
sobald diese Risiken nachlassen
Der FTSE China 30/18 Capped Net Index, ein breit diversifizierter Indikator für die Wertentwicklung chinesischer Aktien in einer Vielzahl von Aktienklassen, ist seit seinem Höchststand im Juni um mehr als 10 % zurückgegangen. Wie in unserer Prognose aus dem Juli erwartet, war nach einer starken Erholungsrallye im Frühsommer eine kurzfristige Korrektur zu verzeichnen. Aus technischer Sicht wäre es wünschenswert gewesen, wenn der Rückschlag begrenzter ausgefallen wäre, aber im Moment liegt der Markt immer noch deutlich über den kritischen Niveaus. Trotz der zunehmenden geopolitischen Spannungen und der schwierigen Fundamentaldaten notiert er immer noch etwa 12 % höher als Mitte März. Der MACD-Indikator (Moving Average Convergence Divergence) ist in den negativen Bereich gerutscht, hat aber bereits begonnen, sich abzuflachen. Dies deutet darauf hin, dass sich die kurzfristige Preisentwicklung verbessert.
Langfristig gesehen hat die Regierung unserer Einschätzung nach viele Instrumente in der Hand, falls ihr übergeordnetes Ziel - die USA als führende Wirtschaftsmacht zu überholen - in Gefahr ist. Die chinesische Zentralbank könnte die Zinssätze noch weiter senken, aber China neigt zu einer aktiveren Finanz- als Geldpolitik. Eine weitere Möglichkeit für die Regierung besteht darin, die Ausgabe von Sonderanleihen durch die lokalen Regierungen weiter auszuweiten oder zu beschleunigen, um die Infrastrukturausgaben zu unterstützen. Sie könnte auch ihre Null-Covid-Politik zugunsten eines Massenimpfungs- und Auffrischungsprogramms für ältere Menschen zurückfahren, die im Vergleich zum Rest der Bevölkerung nach wie vor zu wenig geimpft sind. Eine endgültige Abkehr von der Null-Covid-Politik scheint im Moment noch weit hergeholt, aber jeder Schritt in diese Richtung könnte den Konsum fördern. Schließlich hat die Regierung eine sehr harte Haltung gegenüber der Krise im Immobiliensektor eingenommen. Zwar scheint die Führung ein Exempel an bestimmten Unternehmen statuieren und ihr Versprechen des "gemeinsamen Wohlstands" einlösen zu wollen - was mit groß angelegten Rettungsaktionen unvereinbar ist -, doch ist es unwahrscheinlich, dass sie ein unkontrolliertes Überschwappen der Krise zulassen wird. Der bevorstehende Nationalkongress der KPCh im November dürfte das Engagement der Regierung für die Marktstabilität weiter verstärken.
Fazit
Vor diesem Hintergrund ist es keine Überraschung, dass chinesische Aktien mit einem starken Abschlag gegenüber den globalen Märkten gehandelt werden. Ihre zukünftigen Kurs-Gewinn-Verhältnisse liegen bei etwa 74 % derjenigen des FTSE All World Index und bei 93 % derjenigen des FTSE Emerging Index. Die relativen Bewertungen haben sich in den letzten Wochen stark erholt und liegen nun nahe ihrem Durchschnitt der letzten zweieinhalb Jahre.
Wir gehen davon aus, dass die Situation volatil bleiben wird, aber die jüngsten Maßnahmen der Zentralbank deuten darauf hin, dass es bei den wirtschaftlichen Fundamentaldaten einen Sockel gibt und dass die Regierung nicht bereit ist, diesen aufzugeben. Die Märkte werden angesichts der geopolitischen Entwicklungen vorsichtig bleiben, aber nach dem jüngsten Rückschlag bieten chinesische Aktien wieder einen guten Wert, um die erhöhten Risiken kurzfristig zu kompensieren. Aus taktischer Sicht sollten die Anleger die jüngsten Tiefststände vom März und Mai als potenzielle Unterstützungszonen im Auge behalten. Langfristig bleibt die Wachstumsstory des Landes unserer Ansicht nach völlig intakt, was eine Neubewertung nur unter den außergewöhnlichsten Umständen erforderlich machen würde."
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