26.05.2004
LBBW-Studie: Wegfall der Staatsgarantien erhöht Nachfrage von AAA-/AA-Investoren nach Anlagealternativen - Informationsbedarf der Investoren steigt stark an
Stuttgart (ots) - "Die Emittentengruppe der öffentlich-rechtlichen
Institute steht mit Blick auf ihre Refinanzierungssituation vor der
größten Herausforderung seit ihrer Gründung," urteilt Siegfried
Jaschinski, als stellvertretender Vorstandsvorsitzender der
Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) unter anderem zuständig für das
Geschäftssegment Financial Markets. Der Wegfall von Anstaltslast und
Gewährträgerhaftung im Juli 2005 betreffe aber in besonderem Maße
auch institutionelle AAA-/AA-Investoren, die ihre Anlagestrategien
entsprechend anpassen müssten.
"Anstaltslast und Gewährträgerhaftung enden für
Neuverbindlichkeiten der Landesbanken auf Beschluss der EU-Kommission
exakt am 18. Juli 2005; damit muss sich auch das
Refinanzierungsverhalten der Landesbanken ändern," erläutert der
LBBW-Vizechef. "Denn mit dem Wegfall der staatsgarantierten
Neuemissionen der öffentlich-rechtlichen Institute rücken für die
AAA-/AA-Investoren nach diesem Zeitpunkt zwangsläufig andere
Marktsegmente in den Vordergrund."
Jaschinski: AAA-/AA-Investoren brauchen Alternativen
"So wird das AAA-/AA-Segment am Euro-Rentenmarkt im Sommer 2005
eine andere Struktur aufweisen: die unbesicherten Titel der
Landesbanken verlassen diesen Bereich. Wir müssen den
AAA-/AA-Investoren daher zusätzliche Alternativen im Primär- und
Sekundärmarkt anbieten," beschreibt Siegfried Jaschinski das Szenario
ab dem 19. Juli 2005. Zugleich steige der Informationsbedarf der
institutionellen Anleger, denn der Markt - speziell im
Landesbankensektor - werde deutlich inhomogener. Jaschinski rechnet
damit, dass Emissionen der Landesbanken künftig vor allem anhand
ihres individuellen Ratings beurteilt werden.
"Um genau zu prüfen, wie unsere Anleger auf diese Entwicklungen
und Fragen reagieren und ihnen entsprechende Lösungsstrategien
anbieten zu können, haben wir eine Umfrage unter institutionellen
Anlegern durchgeführt, deren Ergebnisse nun vorliegen," sagt
Siegfried Jaschinski. Die im März 2004 durchgeführte LBBW-Befragung
berücksichtigte sowohl kleine, mittlere wie auch sehr große
"Institutionelle".
Knapp 70 Prozent der befragten Investoren hatten mindestens fünf
Prozent ungedeckte Landesbank-Papiere in den von ihnen verwalteten
Portfolios. "In allen diesen Fällen stelle sich zwangsläufig die
Frage nach Anlagealternativen, da es ab Sommer 2005 keine
entsprechenden Neuemissionen mehr geben wird," ergänzt der LBBW-Vize.
Strüder: Bonität an Top eins
"Bei den von uns befragten Investoren überwiegt eindeutig der
Sicherheitsaspekt, wenn es darum geht, künftige Anlageoptionen zu
bewerten. Vom Wegfall der Staatsgarantien dürften also vor allem
AAA-/AA-Schuldner profitieren. Dabei stehen Staats- und
Länderanleihen sowie -schuldscheine im Vordergrund," formuliert
Hans-Joachim Strüder, Leiter des LBBW-Bereichs Capital Markets
Trading und Sales, die Kernaussage der Erhebung. "Zweite Priorität
genießen deutsche Pfandbriefe. Mit dem von Bundesfinanzminister Hans
Eichel kürzlich in Aussicht gestellten allgemeinen Pfandbriefgesetz
entsteht jedoch ebenfalls Informationsbedarf, vor allem für
internationale Investoren."
In diesem Zusammenhang wies der LBBW-Handelschef darauf hin, dass
in Zukunft - angesichts des Wegfalls der Gewährträgerhaftung -
weniger Öffentliche Pfandbriefe, dafür aber mehr
Hypothekenpfandbriefe begeben werden dürften. Hauptgrund sei die sich
voraussichtlich ändernde Refinanzierungsstrategie der Sparkassen: Als
größter Immobilienendfinanzierer Baden-Württembergs verfügen diese
über ausreichend Grundsicherheiten, die mittelbar von der LBBW zur
Ausgabe großvolumiger liquider Hypothekenpfandbriefe genutzt werden
könnten.
Strüder rechnet damit, dass dies vor allem bei Konstellationen der
Fall sein wird, in denen Hypothekenpfandbriefe ex Garantien über ein
AAA-/AA-Rating verfügen. An dritter Stelle der Präferenzrangliste
rangieren der Untersuchung zufolge europäische Covered Bonds, dicht
gefolgt von Förderbank-Papieren, wie zum Beispiel von der
Landeskreditbank Baden-Württemberg oder der NRW.Bank, sowie
Agency-Papiere, zu denen der LBBW-Kapitalmarktexperte unter anderem
die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau und die US-eigenen so
genannten Government Sponsored Entities wie Freddie Mac zählt.
"Sonstige Anlagemöglichkeiten wie zum Beispiel Unternehmensanleihen
sehr guter Bonität stehen bei den großen institutionellen
AAA-/AA-Investoren als Alternativen zu unbesicherten
Landesbank-Titeln nach 2005 lediglich an fünfter Stelle," resümiert
Hans-Joachim Strüder.
LBBW-Research startet Reihe "Kapitalmärkte im Umbruch"
Uwe Burkert, Leiter Credit Research der Landesbank
Baden-Württemberg, will die AAA-/AA-Investoren in der Phase des
Umbruchs aktiv begleiten. "Wir müssen im unübersichtlicher werdenden
Markt für Transparenz sorgen. Die vorgelegte Untersuchung bildet
daher den Auftakt einer neuen LBBW-Publikationsreihe mit Blick auf
den Sommer 2005. Eine Studie zu den Euro-Staatsanleihen folgt in zwei
Monaten."
Dieses Marktsegment wird 2005 nach Einschätzung des Analysechefs -
trotz einer vorsichtigen Konjunkturerholung - von weiteren
Haushaltsdefiziten der Euroländer sowie der Diskussion um die
Teilnahme weiterer EU-Staaten an der Währungsunion geprägt werden. Im
Segment der Bundesländer glaubt Uwe Burkert an eine weiter
angespannte Haushaltssituation der Länder, er rechnet mit einer
Neuregelung des Länderfinanzausgleichs ab 2005. "Der grundlegende
Trend von Schuldscheinen zu Anleihen bleibt unserer Meinung nach
intakt. Wir gehen davon aus, dass das Emissionsvolumen bei anhaltend
guter Nachfrage weiter steigt," prognostiziert Burkert. Ein
Sonderfall seien die staatlichen Förderbanken: "Sie sind nicht vom
Wegfall der Staatsgarantien betroffen. Daher wird ihr
Emissionsvolumen weiter klettern."
Als Fazit der Studie sieht Uwe Burkert einen gestiegenen
Informations- und Analysebedarf seitens der Investoren. Diesen
müssten Emittenten, Ratingagenturen und ein fundiertes Credit Reseach
- wie das der LBBW - in verstärktem Maße befriedigen.
Hinweis:
Fotos von Dr. Siegfried Jaschinski (stellvertretender
Vorstandsvorsitzender der LBBW), Hans-Joachim Strüder (Leiter des
LBBW-Bereichs Capital Markets Trading und Sales) und Uwe Burkert
(Leiter LBBW-Credit Research) sind im Internet
(www.LBBW.de/pressefotos) als Download verfügbar.
ots Originaltext: Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)
Im Internet recherchierbar: http://www.presseportal.de
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Quelle: news aktuell