15.09.2004
Nestor: Reaktionen der Märkte auf den Terror in Russland
Köln, den 15.09.2004 (Investmentfonds.de) - Ende August / Anfang September wurde
Russland zum Ziel einer Serie noch nie da gewesener Terroranschläge. Aufgrund
der komplexen und sehr unterschiedlichen Gründe, die zu diesen Angriffen führten,
sehen sich die Experten von Nestor nicht in der Lage, hier tiefer einzudringen.
Sie können lediglich die Reaktion der Aktienmärkte auf diese Ereignisse analy-
sieren. Hierzu muss gesagt werden, dass die Reaktionen auf die durch Terroranschläge
ausgelösten menschlichen Tragödien weit geringer waren als
erwartet.
Aktuell ist zu beobachten, dass der RTS-Index nach Terroranschlägen keine deutlichen,
zeitweise sogar überhaupt keine Abschläge zu verzeichnen hat. Selbst wenn der Index
nachgibt, ist das Ausgangsniveau innerhalb weniger Tage wieder erreicht. Dieses Bild
hat sich bereits mehrmals wiederholt. Sehe man einmal davon ab, dass zynische Zocker-
naturen sich nicht um menschliche Schicksale scheren, kann dieses Phänomen lediglich
damit erklärt werden, dass sich die Menschen an die Terrorgefahr bereits gewöhnt
haben. Die Ereignisse in Israel und der Türkei bestätigen diese Theorie und somit
das Verhalten der russischen Bevölkerung. In diesen beiden Ländern sind Terroran-
schläge keine einmaligen Ereignisse, sondern fast täglich in den Schlagzeilen lokaler
Medien. Sogar in den USA ist nach dem Schock des 11. September und den immer wieder
in Folge erneut von den Behörden verkündeten Terrorwarnungen ein Nachlassen der
Marktreaktion zu verzeichnen.
Kann man folglich davon ausgehen, dass die Marktteilnehmer auch zukünftig kaum auf
Terror-Gefahren reagieren und sich entsprechend „ruhig“ verhalten werden? Das wird
stark davon abhängen, wie die russische Regierung dieses Problem angehen wird. Wenn
auch weiterhin erst dann reagiert wird, wenn die Katastrophe bereits eingetreten ist,
und nicht versucht wird, die Ursachen solcher traurigen Entwicklungen bereits im
Keim zu ersticken, könnte dieses unprofessionelle Vorgehen durchaus dazu führen,
dass größere Vorsicht und Risikovermeidung irgendwann in Panik umschlägt.
Nach dem Massaker von Beslan sprach Präsident Putin in einer Rede an die Nation von
der Schwäche und Ineffizienz der staatlichen Sicherheitspolitik und einer entsprechenden
Neuausrichtung. Was er damit meinte, wird sich zeigen. Ein Misserfolg bei den Bestre-
bungen für mehr Sicherheit zu sorgen, wird sich jedoch zwangsläufig nachteilig auf
die Märkte auswirken.
Quelle: Investmentfonds.de