21.09.2007
DWS: Aktien Europa
Köln, den 21.09.2007 (Investmentfonds.de) - Abrupte Kehrtwende: Nach dem Markieren
neuer historischer Höchststände Anfang Juli setzte Mitte des Monats eine massive Korrektur
ein. Auslöser waren die seit längerem schwelenden Probleme auf dem Markt für Hypotheken-
kredite minderer Qualität in den USA. Die Folgen beschränkten sich nicht auf die USA;
schnell stellte sich heraus, dass auch deutsche Banken betroffen sind. Zum Beispiel hatte
sich die IKB offensichtlich in einem Maße mit CDO verspekuliert, dass die KfW-Bank
stützend eingreifen musste, um einen Konkurs zu verhindern. Das alles verunsicherte die
Märkte zutiefst, und derzeit ist immer noch nicht erkennbar, wo und bei wem weitere
Probleme im Zusammenhang mit verbrieften Krediten auftauchen. Mit „Subprime“ nicht genug.
Auch der bis auf 78 US-Dollar gestiegene Ölpreis drückte auf die Stimmung. In der Folge
verlor der marktbreite Dow Jones STOXX 600-Index binnen Monatsfrist 3,5 Prozent.
Ein Blick auf die Branchenentwicklung zeigt, wo die Investoren weitere „Kreditbomben“
vermuteten. Fast selbstredend, dass Banken und Versicherungen massiv abgestraft wurden.
Die entsprechenden Dow-Jones-Branchenindizes verloren im Juli jeweils rund 6 Prozent.
Erfolgreich gegen den Abwärtstrend stemmten sich Rohstoffwerte. Unterstützung kam vom
Ölpreis und Spekulationen über weitere Übernahmen im Minensektor. Daneben erwiesen sich
klassische defensive Sektoren wie Pharma und Nahrungsmittel als sicherer Hafen.
Für Kursfurore sorgte der niederländische Nahrungsmittelproduzent Numico. Nach einem
großzügigen Übernahmeangebot durch die französische Danone vollführte die Notierung im
Juli einen Freudensprung um mehr als 38 Prozent. Bei dem britischen Minenwert Antofagasta
und der Aktie des französischen Softwarekonzerns Business Objects reichten Übernahme-
gerüchte – mehr war es bis dato nicht – für einen Anstieg. Unter den hoch kapitalisierten
Unternehmen schafften es Telefonica und SAP dank guter Ergebnisse ins Plus.
Zu den Juli-Verlierern gehören neben der deutschen IKB der irische Spirituosenhersteller
C&C Group nach einer Gewinnwarnung, der skandinavische Softwarekonzern Tietoenator nach
schlechten Zahlen und das niederländische Zeitarbeitsunternehmen Randstad. Bei den großen
Werten enttäuschte nach einem zuvor guten Lauf Siemens, nachdem die Ergebnisse nicht den
Erwartungen entsprochen hatten und die Übernahme im Medizinsektor als zu teuer bewertet
worden war. Die Versicherer Aviva, Allianz und Axa litten unter dem Generalverdacht eines
Engagements auf dem US-Kreditmarkt.
Für die europäischen Aktienmärkte hat sich die Situation durch die USamerikanische
Subprime-Krise deutlich verschlechtert. Die unklare Datenlage lässt eine seriöse Ein-
schätzung des Gesamtschadens (noch) nicht zu. Zudem zeigt sich eine gewisse Systemschwäche
durch die plötzlich ausgetrocknete Liquidität in diesen speziellen Anlagebereichen.
Andererseits sollten die makro- und mikroökonomische Lage in Form soliden Wirtschaftswachs-
tums und guter Unternehmensgewinne unserer Einschätzung nach recht gut bleiben. Nicht
zu vergessen: Die Bewertungen europäischer Aktien sind aus unserer heutigen Sicht nochmals
attraktiver geworden.
Quelle: Investmentfonds.de