DanskeInvest: W�chst China wirklich um sieben Prozent?

K�ln, den 28.10.2015 (Investmentfonds.de) -

Bo Bejstrup Christensen, Chefanalytiker bei Danske Invest Bo Bejstrup Christensen, Chefanalytiker bei Danske Invest, analysiert in seinem aktuellen Marktkommentar die Bedeutung und die Glaubw�rdigkeit der Daten zum chinesischen Wirtschaftswachstum: "Das Wirtschaftswachstum in China hat seinen Charakter ge�ndert und das bleibt nicht folgenlos. W�chst China wirklich um sieben Prozent? Das ist unserer Ansicht nach die v�llig falsche Frage. Trotzdem ist dies eine der Fragen, die uns derzeit am h�ufigsten gestellt werden. Stattdessen sollte man lieber fragen: Was genau w�chst eigentlich in China? Und was bedeutet dies f�r Chinas wirtschaftliche Zukunft sowie f�r die internationalen Aktienm�rkte? China hat gerade seine aktuellen Wirtschaftsdaten f�r das dritte Quartal ver�ffentlicht. Demnach wies China im dritten Quartal ein Wirtschaftswachstum von sieben Prozent gegen�ber dem Vorjahr auf. F�r China ist dies nat�rlich ein relativ geringes Wachstum, da es jahrelang bei �ber zehn Prozent lag. Doch f�r die Finanzm�rkte, die in den letzten Monaten und eigentlich auch schon in den letzten drei Jahren, besorgt nach China blickten, wirken sieben Prozent fast schon utopisch hoch. K�nnen wir den chinesischen Zahlen vertrauen? Es wird schon seit langem diskutiert, inwieweit man sich auf Zahlen aus China verlassen kann. Obgleich China ein Land mit �ber 1,4 Milliarden Einwohnern ist und daher auch viele Daten auszuwerten hat, ver�ffentlicht es stets als erstes der gro�en L�nder seine Wirtschaftsdaten, sogar einige Wochen fr�her als die USA. Au�erdem werden die offiziellen Wirtschaftsdaten der USA in den Wochen nach der Ver�ffentlichung und in den folgenden Jahren noch korrigiert, sobald genauere Daten vor- liegen. Die chinesischen Wirtschaftsdaten hingegen werden nur selten korrigiert. "

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"Wir m�chten betonen, dass wir uns hinsichtlich dieser Wirtschaftsdaten mehr Transparenz und Klarheit w�nschen. So vermissen wir eine quartals- weise Aufteilung in Posten wie �ffentlicher Verbrauch, Investitionen und Privatverbrauch. Wir wissen auch, dass die chinesischen Beh�rden zumindest in der Vergangenheit viele dieser Daten manipuliert haben. Ber�cksichtigt man jedoch, dass China noch ein Schwellenland ist, so liefert es tats�chlich im Vergleich eine Menge Daten von guter Qualit�t. Insbesondere in den letzten zehn Jahren erscheinen auch mehr private (also unabh�ngige) Wirtschaftsinformationen. Insofern unterscheidet sich China positiv von anderen Schwellenl�ndern. Wenn wir uns die mehr als 50 verschiedenen Einzeldaten ansehen und diese mit dem angeblichen Gesamtwachstum vergleichen, so deutet viel darauf hin, dass das chinesische Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren bei etwa sechs Prozent gelegen hat. Offiziell waren es sieben Prozent. Das ist nat�rlich etwas geringer, doch gewiss kein Anzeichen daf�r, dass China am Rande einer Rezession oder gar eines Kollapses st�nde. Das alte und das neue China Dies f�hrt zu der Frage, die sich unserer Meinung nach alle Anleger stellen sollten: Was genau w�chst eigentlich in China? Und wo sieht es m�glicherweise nicht so rosig aus? Vor einigen Jahren begannen wir vom �alten� und vom �neuen� China zu sprechen. Das alte China, das sind der Baubereich, die Schwerindustrie und exportorientierte Unternehmen. Zweifellos ist dieses alte China in Schwierigkeiten. So stagnierte beispielsweise die Baut�tigkeit nach 15 Jahren st�ndigen Wachstums in den letzten beiden Jahren und war im ersten Halbjahr 2015 sogar deutlich r�ckl�ufig. Die Schwerindustrie, darunter die rohstoffverarbeitende Industrie und die Chemieunternehmen, leiden einerseits unter der geschw�chten Baut�tigkeit und andererseits unter der Kampagne der Regierung gegen Korruption und Umweltverschmutzung. Zudem zeigten die traditionellen Exportm�rkte Chinas, zu denen insbesondere Europa und die USA geh�ren, bis vor kurzem ein relativ schwaches Wachstum. Dies und die st�rkere chinesische W�hrung haben den traditionellen exportorientierten Unter- nehmen Chinas Schwierigkeiten bereitet. Einige Bereiche des alten Chinas befinden sich also tats�chlich in Rezession, andere k�nnen gerade noch ein Nullwachstum aufrechterhalten und manche erleben ein sehr schwaches Wachstum, insbesondere im Vergleich zu fr�her. Deutlicher Boom in bestimmten Bereichen Wenn wir uns das �neue� China anschauen, ergibt sich jedoch ein v�llig anderes Bild. Dieses neue China besteht beispielsweise aus Internetunter- nehmen, Online-H�ndlern, gr�ner Energie, Verkehrswesen, Logistik, Unter- haltungsindustrie, Reiseunternehmen und in zunehmendem Ma�e aus dem Export von technologisch modernen, selbstentwickelten Produkten wie Mobiltelefonen und Netzwerkausr�stungen. Vor allem der Dienstleistungsbereich w�chst also deutlich. Hier k�nnen wir in einigen Bereichen zweistellige Zuwachsraten verzeichnen und teilweise sogar einen regelrechten Boom. So stiegen w�hrend der letzten nationalen Urlaubswoche die Kinoeinnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent. Im Bereich der Logistik hat sich die Anzahl der in Festland- china ausgelieferten Expresspakete von 2009 bis 2014 mehr als versechsfacht, was zugleich ein Ph�nomen des Internetbooms in China ist. Der Dienstleistungsbereich schafft mehr Arbeitspl�tze, als es der her- k�mmliche Industrie- und Baubereich konnte. Daher zeigt der Arbeitsmarkt trotz R�ckgang der Zuw�chse von �ber zehn Prozent auf sechs oder sieben Prozent keine Abschw�chung. Wir verzeichnen eine niedrige Arbeitslosigkeit und deutliche Lohnsteigerungen. Somit steigt f�r die meisten Chinesen der Lebensstandard weiterhin. Die Herausforderung f�r den Anleger Doch damit kommen wir zur gr��ten Herausforderung f�r Anleger und Analytiker. Wenn wir nach vorne blicken, wird es das alte China auch weiterhin sehr schwer haben. Die Umweltschutzkampagne der Beh�rden wird noch viele Jahre weitergehen. Der Immobilienmarkt wird unserer Einsch�tzung nach bestenfalls stagnieren. Und obgleich wir f�r Exporte nach China ein besseres Klima erwarten, meinen wir doch, dass die Zeiten eines Exportbooms hinter uns liegen. Die Herausforderung besteht also darin, dass die meisten Daten, die wir aus China erhalten, sich gerade auf die Bereiche beziehen, die es jetzt und wahrscheinlich auch k�nftig am schwersten haben. Zugleich sind genau dies die Bereiche, von denen die internationalen Unternehmen bisher am meisten profitiert haben, z. B. durch Export von Rohstoffen oder Bau- maschinen nach China. Das neue China hingegen wird ein ordentliches Wachstum zeigen. Und nat�rlich k�nnen ausl�ndische Unternehmen und Anleger auch hiervon profitieren. Doch weil China k�nftig zunehmend in der Lage ist, die entsprechenden Produkte selbst herzustellen, wird es f�r ausl�ndische Unternehmen dann wieder schwieriger, an diesem Wachstum teilzuhaben. Positiv f�r internationale Aktien Insgesamt sieht unsere Schlussfolgerung folgenderma�en aus: Wir erwarten f�r China in den n�chsten zwei bis drei Jahren ein Wirtschaftswachstum in H�he von sechs bis sieben Prozent. Kurzfristig rechnen wir mit einer leichten Erholung des �alten� Chinas, da der Immobilienmarkt wieder leicht und Infrastrukturinvestitionen stark zulegen werden. Langfristig sind dies jedoch die Bereiche, die vor den gr��ten Problemen stehen. Dagegen erwarten wir weiterhin starke Zuw�chse f�r das �neue� China. In einigen Bereichen wird China erheblich zulegen, weil dort einige Entwicklungsschritte, die die westlichen L�nder durchlaufen mussten, praktisch �bersprungen werden k�nnen."

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"Voraussetzung f�r Wirtschaftswachstum ist jedoch ein gut funktionierendes Finanzsystem. Wir wundern uns mitunter dar�ber, nach welchen Gesichts- punkten das Bankensystem Kredite verteilt und w�rden gerne eine deutlich bessere Ausstattung gerade von kleinen und mittelst�ndischen Unternehmen mit Kapital sehen. Doch ein Finanzsystem, das seine Kassen ganz verschlossen hielte, w�re noch schlimmer als eines, das dem privaten Sektor immerhin einiges an Krediten zur Verf�gung stellt � wenn auch noch nicht so viel, wie wir uns w�nschen. Gl�cklicherweise haben die Beh�rden in den letzten Jahren sehr viel f�r die finanzielle Stabilit�t getan. Wir rechnen damit, dass diese Anstrengungen auch zuk�nftig unternommen werden. Somit ergibt sich als klare Schlussfolgerung: Weiterhin Wachstum in China, aber auf niedrigerem Niveau und in anderen Bereichen als fr�her. Kurzfristig ist dies einer der Gr�nde daf�r, als Anleger ein leichtes �bergewicht in chinesischen Aktien zu halten. Die Unruhe an den internatio- nalen Aktienm�rkten im August hatte ihren Grund in teilweise �bertriebenen Sorgen um China. Wenn diese Sorgen abnehmen, werden die Aktien weiter steigen. L�ngerfristig sind die wirtschaftlichen Umstrukturierungen in China Grund daf�r, dass wir weiterhin optimistisch f�r die Weltwirtschaft sind, da wir nicht mit einem Zusammenbruch der chinesischen Wirtschaft rechnen. Freilich bedeuten die tr�ben Aussichten f�r das �alte� China, dass eine Reihe von L�ndern, die seit der Jahrtausendwende erheblich vom chinesischen Wachstum profitiert haben, nun den Gegenwind zu sp�ren bekommen. Und das wird wehtun!"

Quelle: Investmentfonds.de

Disclaimer: Diese Meldung ist keine Empfehlung zu einer Fondsanlage und keine individuelle Anlageberatung. Vor jeder Geldanlage in Fonds sollte man sich über Chancen und Risiken beraten und aufklären lassen. Der Wert von Anlagen sowie die mit ihnen erzielten Erträge können sowohl sinken als auch steigen. Unter Umständen erhalten Sie Ihren Anlagebetrag nicht in voller Höhe zurück. Die in diesem Kommentar enthaltenen Informationen stellen weder eine Anlageempfehlung noch ein Angebot oder eine Aufforderung zum Handel mit Anteilen an Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar.

Risikohinweis: Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Ergebnisse. Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren persönliche Einschätzung wieder. Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen keine Beratung dar.

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