DPAM | Schwellenl�nderaktien � weg mit den Vorurteilen!

Carl Van Nieuwerburgh, Quantitative Equity Strategist bei DPAM

Investmentfonds.de | Wer in Aktien aus Schwellenl�ndern investiert, sollte das kenntnisreich und vorurteilsfrei tun.

Was ist �berhaupt ein Schwellenmarkt?

Wenn es darum geht, ein Land als entwickelten Markt, Schwellenmarkt oder Frontier-Markt einzustufen, folgen Aktienanleger meist der Definition eines Indexanbieters. Bei MSCI etwa muss ein Schwellenmarkt Mindestanforderungen hinsichtlich wirtschaftlicher Entwicklung, Marktgr��e und Liquidit�t erf�llen, aber dennoch gewisse Einschr�nkungen der Zug�nglichkeit f�r internationale Investoren aufweisen, z. B. Kapitalverkehrsbeschr�nkungen. Frontier-M�rkte liegen unterhalb der Schwellenmarktstandards.

Sonderfall China

Die M�rkte auf dem chinesischen Festland (Shanghai, Shenzhen) unterliegen weiterhin Kapitalkontrollen; daher stuft MSCI diese als Schwellenm�rkte ein. Unternehmen mit Sitz in Hongkong geh�ren hingegen zu den entwickelten M�rkten, da dort vollst�ndige Kapitalmobilit�t und transparente Regulierung herrscht und Zugang f�r internationale Investoren besteht. In Hongkong notierte Unternehmen aus Festlandchina sind jedoch im Emerging-Markets-Index enthalten.

Alles eine Frage der Definition

Anleiheinvestoren und Anleihe-Indexanbieter wie Bloomberg haben ihre ganz eigenen Einstufungen. Die Klassifizierung von Bloomberg richtet sich nach dem Einkommensniveau, der Bonit�t und gesamtwirtschaftlichen Stabilit�t des Staates und der Liquidit�t des Anleihemarktes. Eine Frontier-Kategorie sucht man bei Bloomberg vergeblich. Derart unterschiedliche Kriterien k�nnen dazu f�hren, dass L�nder f�r Anleihen als entwickelt, f�r Aktien jedoch als Schwellenl�nder eingestuft werden. Die Indizes f�r Aktien- und Anleihem�rkte in Schwellenl�ndern k�nnen sich daher in ihrer geografischen Zusammensetzung deutlich unterscheiden.

Im MSCI Emerging Markets dominieren asiatische Aktien mit �ber 80 % Gewichtung, was vor allem an den Indexschwergewichten China, Taiwan und Indien liegt. Einzelne technologisch fortgeschrittene oder wohlhabende Nationen m�gen in der Kategorie Schwellenl�nder �berraschen, doch kann dies daran liegen, dass ihre Aktienm�rkte f�r internationale Anleger nicht vollst�ndig offen sind.

Gewichtung der M�rkte ist kein Ranking der Volkswirtschaften

Aber wie gro� ist das Segment der Schwellenl�nderaktien wirklich? Im MSCI World All Countries Index, der sich aus Aktien aus Industrie- und Schwellenl�ndern zusammensetzt, machen Schwellenl�nder derzeit 10,8 % des globalen Aktienportfolios aus. In einem ausgewogenen 60/40-Portfolio entspricht das einem Referenzgewicht f�r Schwellenl�nder von 6,5 %. Durch die Klassifizierung als Schwellenmarkt hat Chinas Aktienmarkt ein geringeres Gewicht als Japan, obwohl China die zweitgr��te Volkswirtschaft der Welt ist.

Zehn Vorurteile �ber Schwellenl�nder

Schwellenl�nder sind eine sehr heterogene Gruppe, und einige L�nder haben sich im Laufe der Jahre stark gewandelt. F�r einige wirkt der Begriff Schwellenland geradezu unangemessen. Vorurteile tragen zur Verwirrung bei:

Schwellenland ist gleichbedeutend mit hohem Wachstum und hohen Ertr�ge.
Schwellenland ist gleichbedeutend mit hohem Risiko und politischer Instabilit�t.
Schwellenl�nder sind haupts�chlich rohstoffgetrieben.
Schwellenl�nder leiden immer unter einer W�hrungsabwertung, die die Ertr�ge schm�lert.
Schwellenl�nder haben in erster Linie mit China zu tun.
In Schwellenl�ndern herrscht eine schlechte Unternehmensf�hrung.
Schwellenl�nder sind haupts�chlich exportgetrieben.
Die Performance von Schwellenl�ndern wird vollst�ndig von Zinss�tzen und vom US-Dollar bestimmt.
Aktien aus Schwellenl�ndern sind f�r institutionelle Portfolios zu volatil.
Schwellenl�ndern mangelt es an Innovation.

Vorurteilen auf den Zahn gef�hlt

Auf (sehr) lange Sicht erwarten wir, dass sich der Gewinn pro Aktie parallel zu den Ertr�gen entwickelt. Zwischen 2005 und 2024, war das durchschnittliche Nettogewinnwachstum in lokaler W�hrung in den Schwellenl�ndern rund 6 %-punkte h�her als in den Industriel�ndern. In Euro ausgedr�ckt verringert sich dieser Wachstumsvorteil auf 4 %-punkte. Dabei ist zu beachten, dass die chinesische W�hrung in diesem Zeitraum gegen�ber dem Euro aufgewertet hat.

Der eigentliche Unterschied zeigt sich, wenn wir das Wachstum des Gewinns pro Aktie (EPS) anstelle des Wachstums des Nettogewinns bewerten. Ersteres ist f�r einen regionalen Aktieninvestor relevanter, da es Aktienemissionen oder -r�ckk�ufe korrigiert und ein genauerer Treiber f�r regionale Aktienmarktrenditen ist. Die Differenz zwischen dem durchschnittlichen EPS-Wachstum und dem durchschnittlichen Nettogewinnwachstum betr�gt -5,2 %-punkte f�r die Schwellenm�rkte (EM) bzw. -0,4 %-punkte f�r die entwickelten M�rkte (DM). In Euro ausgedr�ckt ist das durchschnittliche annualisierte EPS-Wachstum f�r DM damit sogar etwas h�her als f�r EM (+4,3 % gegen�ber +3,8 %).

Das Vorurteil, dass EM-Aktien ein hohes Gewinnwachstum bieten, ist somit widerlegt. Schwellenl�nder und Industriel�nder verzeichnen ein �hnliches durchschnittliches annualisiertes EPS-Wachstum, da das Wachstum bei den Schwellenl�ndern durch Kapitalerh�hungen und W�hrungsabwertungen gebremst wird.

Derzeit schwanken EM-Aktien weniger, diversifizieren besser

Aktien aus Schwellenl�ndern sind dar�ber hinaus � entgegen einem weiteren Vorurteil � heute weniger rohstoff- und st�rker technologieorientiert. In den vergangenen zwei Jahrzehnten schwankten sie zwar im Durchschnitt st�rker als Aktien aus Industriel�ndern; �ber ein Jahr hinweg ist ihre Volatilit�t jedoch etwas geringer. Aktien aus Schwellenl�ndern bieten derzeit im Vergleich zu Aktien aus Industriel�ndern gr��ere Diversifizierungsvorteile gegen�ber einer sicheren Anlageklasse wie Euro-Staatsanleihen.

Kurz gesagt:

Wer sich mit Schwellenl�nder-Aktien besch�ftigt, sollte �ber vorgefasste Urteile hinausschauen und die breite Streuung der grundlegenden Daten in den Blick nehmen.

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Quelle: Investmentfonds.de

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