Vanguard Europe | US-Rezession unwahrscheinlich, Japan schlittert in die Inflation, Europa trotzt Zöllen

Investmentfonds.de | Anlegerinnen und Anleger machen sich vermehrt Sorgen über die Konjunktur- und Inflationsentwicklung in den USA. Die Renditen von US-Treasuries fielen. Die neuen Zölle könnten die Inflation weiterhin hochhalten und die Arbeitsmarktzahlen sorgen für eine Abkühlung in der Wirtschaftstätigkeit. In Japan liegt die Inflation deutlich über dem Zielwert und der Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Lediglich in Europa scheinen die Aussichten trotz der Zölle stabil. Das zeigt der Marktkommentar von Shaan Raithatha, Senior Economist bei Vanguard Europe.
Ähnlich wie 2024 wurden die Märkte auch in diesem Jahr wieder von den US-Arbeitsmarktzahlen aus dem Juli kalt erwischt. Wie schon im Vorjahr lag die Zahl der neu geschaffenen Stellen unter den Erwartungen. Beide Male wurde die Zahl der neuen Stellen vom Vormonat nach unten und die Arbeitslosenquote geringfügig nach oben korrigiert. Und genau wie damals reagierten die Märkte, indem sie ihre Zinsprognosen anpassten, weshalb die Renditen auf US-Staatsanleihen entlang der gesamten Zinskurve fielen (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: US-Treasury-Renditekurve vor und nach den Arbeitsmarktberichten vom Juli.

Anmerkung: Die angegebenen täglichen Renditen sind annualisierte Zinssätze der Parrenditekurve von US-Treasuries. Quelle: Vanguard und Bloomberg.
Die Geschichte wiederholt sich nicht
Es gibt jedoch auch deutliche Unterschiede zwischen jetzt und 2024: Damals galt die wirtschaftliche Lage als ausreichend stabil und das schwache Beschäftigungswachstum galt als Kratzer an einem ansonsten robusten Arbeitsmarkt. 2024 konnte die Federal Reserve (Fed) die Zinsen im September auch deshalb um 50 Basispunkte senken, weil die Inflation kontinuierlich fiel und kein Reflationsrisiko bestand.Auch heute taxieren die Märkte die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im September – der ersten in diesem Jahr – auf etwa 80 Prozent. Vor der Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts lag die Wahrscheinlichkeit lediglich bei 40 Prozent. Dieses Mal reagiert die Fed mit ihrer Zinssenkung jedoch eher auf den schwächeren US-Arbeitsmarkt, da das Beschäftigungswachstum sinkt und die Korrekturen für Zweifel unter den Anlegern sorgen. Zudem könnten die Zölle einen schnellen Rückgang der Inflation verhindern und so die Preisstabilität gefährden. Die Aufgabe der Fed wird immer komplexer, gleichzeitig steigen die Erwartungen an einen geldpolitischen Kurswechsel.
Rezession trotz Herausforderungen unwahrscheinlich
Die jüngsten Entwicklungen in der Zollpolitik haben die Unsicherheit für die US-Wirtschaft zwar etwas verringert, weshalb wir unsere Basisprognosen für den effektiven Zollsatz bis Jahresende geringfügig auf knapp 17 Prozent angehoben haben. Allerdings bleibt abzuwarten, wie sich ausgleichende Faktoren, darunter ausländische Investitionsabkommen und eine verzögerte Weitergabe höherer Zollkosten an Verbraucherinnen und Verbraucher, auf die Wirtschaft auswirken werden. Derzeit entspricht die Konjunktur unseren Erwartungen: Der Arbeitsmarkt kühlt ab, das Wachstum liegt bei rund 1,5 Prozent und die Kerninflation dürfte sich bis Jahresende der Drei-Prozent-Marke nähern. Vor diesem Hintergrund sind bis Ende des Jahres zwei Zinssenkungen wahrscheinlich (siehe Abbildung 2).Wirtschaftsprognosen USA

Es bleibt abzuwarten, ob diese jüngsten Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt den Beginn einer größeren Konjunkturabkühlung markieren oder ob sie nur temporär sind. Aktuell überwiegt unter Anlegern die Vorsicht. Für die Risikoeinschätzung der Märkte sind letztendlich die Unternehmensgewinne entscheidend. Im vergangenen Jahr wirkte die Gewinnsaison im dritten Quartal beruhigend auf die Märkte. Dank der großen Technologieunternehmen sollte sich auch 2025 daran nichts ändern. Der Arbeitsmarkt und die Wirtschaft kühlen sich zwar ab, dass eine Rezession unmittelbar bevorsteht, glauben wir auch trotz des leichten Inflationsproblems jedoch nicht.
Japan: Vom Deflations-Regen in die Inflations-Traufe
In Japan ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt umgekehrt: Hier heizt der strukturelle Arbeitskräftemangel die Lohn-Preis-Spirale weiterhin an. Das Land hatte für eine lange Zeit unter Deflation gelitten, nun liegt die Inflation jedoch deutlich über dem Zielwert. Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt angespannt, gleichzeitig stützen aber das Beschäftigungswachstum und steigende Einkommen die Binnennachfrage.Im Juli unterzeichnete Japan das Zollabkommen mit den USA – die Stimmung der Unternehmen zeigte daraufhin Anzeichen einer Erholung. Der Inflationsdruck bleibt jedoch bestehen, auch wenn sich der jüngste Anstieg der Import- und Lebensmittelpreise als temporär erweisen dürfte. Die Bank of Japan zielt weiter auf die allmähliche Normalisierung ihrer Geldpolitik ab, mit dem Ziel, die Zinsen von aktuell 0,5 Prozent auf neutralere 1,0 Prozent zu erhöhen. Dafür muss sich aber die Wirtschaft entsprechend ihrer Prognosen entwickeln (siehe Abbildung 3).
Wirtschaftsprognosen Japan

Europäische Wirtschaft von steigenden Zöllen unbeeindruckt
Nach der Verabschiedung des Handelsabkommens der Europäischen Union mit den USA haben wir unsere Jahresendprognose für den effektiven Zollsatz auf EU-Warenexporte von 15 auf 17 Prozent angehoben. Der aktuelle Zinssatz auf EU-Güter liegt bei rund zehn Prozent. Im Großen und Ganzen ist das eine moderate Anpassung, die sich nicht wesentlich auf die Konjunkturaussichten des Kontinents auswirken dürfte.Für den Rest des zweiten Halbjahrs sollten Anleger jedoch die Auswirkungen der globalen Konjunkturabkühlung und der steigenden politischen Unsicherheit auf die Nachfrage im Auge behalten. Die Inflation wird bis Ende 2025 voraussichtlich unter die Zwei-Prozent-Marke fallen und die Leitzinsen bis Ende des Jahres auf 1,75 Prozent sinken (siehe Abbildung 4).
Wirtschaftsprognosen Euroraum

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