J.P. Morgan AM: Differenzierte Betrachtung von Marktkennzahlen notwendig

* Anleger sollten sich von invertierter Zinsstrukturkurve nicht verunsichern lassen
* Zentralbankpolitik beeinflusst Verhalten der Anleihemärkte
* Wer zu vorsichtig ist, verzichtet auf Renditechancen
Aufgrund schwacher Konjunkturdaten aus Deutschland und den USA sanken die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen Ende März unter das Niveau der 3-Monatsrenditen - die Zinsstrukturkurve hat sich invertiert. Dieses Phänomen ist nun erstmals seit 2006 wieder zu beobachten. "Zwar hat sich die US-Zinsstrukturkurve seit vielen Jahrzehnten als eine Art Leuchtfeuer für Investoren etabliert", erklärt Tilmann Galler, globaler Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management. "Wann immer sich die Kurve invertierte, galt dies als ein zuverlässiges Warnsignal, dass die Aktienmärkte auf eine Klippe zusteuern und eine Rezession bevorsteht. Aber es gibt auch falsche Leuchtfeuer, die einen Irrweg anzeigen. So gilt es auch aktuell, die Dinge differenziert zu betrachten", betont Galler. Anleger sollten daher keine übereilten Schlüsse ziehen.
Heutige Anleihenmärkte verhalten sich nicht normal In einer normalen Anleihenmarktwelt orientieren sich die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen am Wirtschaftswachstum. Ein Rückgang der US-Renditen ist daher normalerweise ein klares Indiz für eine abschwächende Wirtschaft. In der Tat verliert die US-Wirtschaft derzeit an Tempo. Das Quartalswachstum hat sich vom dritten auf das vierte Quartal 2018 von annualisiert 3,4 Prozent auf 2,2 Prozent verlangsamt. "Wir sehen das Ausmaß des Renditerückgangs jedoch als übertrieben an. Es korrespondiert nicht mit einer US-Wirtschaft, die 2019 auf Kurs ist, zumindest ein Wachstum von 2 Prozent zu erreichen", unterstreicht Tilmann Galler.
Doch die heutigen Anleihenmärkte verhalten sich seiner Meinung nach nicht mehr normal, sondern werden vielmehr durch die Geldpolitik manipuliert. Die Zentralbanken in Europa und Japan verankern die Anleihenrenditen in ihren Heimatmärkten aufgrund der anhaltend expansiven Geldpolitik auf historisch niedrigen Niveaus. "Dreißig Prozent aller Staatsanleihen weltweit haben nach wie vor eine negative Rendite. Das trägt zu einer kontinuierlichen Auslandsnachfrage nach US-Anleihen bei und lässt deren Rendite zusätzlich fallen", erläutert Galler. So habe der jüngste Renditerückgang, der zur Invertierung geführt hat, demnach nicht nur die Ursache im schwächeren US-Wachstum, sondern auch in der anhaltenden internationalen Nachfrage nach den vergleichsweise hohen US-Renditen. Ein weiteres Argument, weshalb die jüngste Invertierung als Fehlsignal gedeutet werden kann: Im Gegensatz zu früheren Episoden hat sich die Kurve nicht komplett invertiert. Moderate Inflationsrisiken haben die Renditen der 2-jährigen US-Staatsanleihen kontinuierlich unter der 10-Jahresrendite gehalten.
Anleger sollten auf eine ausgewogene Balance setzen Nach Ansicht von Tilmann Galler besteht für Investoren deshalb aktuell keine Notwendigkeit, das Steuer zur Reduzierung des Risikos herumzureißen: "Wer diesmal dem Leuchtfeuer der Zinsstrukturkurve folgt, läuft Gefahr, auf Renditechancen zu verzichten. Niedrige Zinsen und die Abwesenheit unmittelbarer Rezessionsrisiken dürften vorerst die Wertentwicklung von Aktien, Immobilien und Unternehmensanleihen unterstützen. Dennoch befinden wir uns im Konjunkturzyklus und an den Aktienmärkten in einer fortgeschrittenen Spätphase, weshalb
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